Ultracool auf Mountainbike Trails

Unterwegs auf alten Militärstraßen

In typischer Mountainbike Manier, sehr detailliert beschreibt Achim Zahn in seinem 2008er Buch „Mountainbike Trails“ extreme Wege und Militärstraßen in den Alpen. Dass er dabei manchmal aufschneiderisch und überheblich wirkt, scheint ein stilistisches Merkmal seines Marketingkonzepts zu sein.

Zahn hat unkonventionelle Erklärungen für bestimmte Phänomene parat: In einigen Textpassagen stellt er Streckenverbote für Motorräder als ‘Märchen‘ dar (z. B. das am Mont Chaberton), weil ein ‚glatzköpfiger‘ Biker das auf dem Campingplatz unter der Dusche so erzählt habe. So ist Stern Fotograf Dominik Obertreis ein Teufelskerl, weil er seinem (Achim Zahn's) Hinterrad mit Fernauslöser und Kamera um den Hals eben wie ein ‚Teufelskerl‘ folgt. Überwiegend im Ich-Erzählstil verfasst, kommt hier auch deutlich zum Vorschein, was der Autor von sich hält und was Frauen von ihm oder „Männerbikern“ denken (sollen). In der Summe der Texte kommt jedoch trotzdem keine One-Man-Show herüber sondern sehr detaillierte Wegbeschreibungen, wie man sie in der Motorradliteratur mittlerweile vergeblich sucht.

Die Bilder von Mountainbikern und Enduristen gleichen sich stark: Bild mit Fahrrad oder Motorrad in einem Straßencafe, Bild mit Bike auf der klapprigen Holzbrücke vor dem Fort Turra, Bild auf dem schmalen Alpentrail. Radfahrer dürfen dort allerdings wesentlich mehr, weil sie überwiegend (Ausnahmen bestätigen die Regel) mit Wanderern gleichgestellt sind.

Wer sein Bike liebt, der schiebt!

Auffällig ist, das Hardcore-Alpencrosser Zahn und seine Freunde ihre Fahrräder in den schweren Gipfelpassagen der beschriebenen Routen einen nicht unerheblichen Teil der Reise auf den Schultern schleppen. Allerdings lässt sich ein Großteil der Wege auch nicht mal mit der Trialmaschine befahren, geschweige denn, dass es überhaupt erlaubt wäre. Doch geben sie Antworten auf Fragen die man sich oft zu den Militärstraßen und den unsinnigen Alpenkriegen gestellt hat.

Der Großteil der von Autor Zahn beschriebenen Touren liegt erwartungsgemäß dort wo viele Militärstraßen gebaut wurden: in den Westalpen und in den Ostalpen. Die Dolomiten werden nicht überbewertet und kommen mit einer Runde zur Sprache. Als Bonustrack gibt es eine recht lohnenswerte Tour außerhalb der Alpen in die Abruzzen zum Campo Imperatore.

So dient das Buch quasi als Rad- oder Enduro-Ergänzungs-Atlas für Strecken über die MotorradfahrerInnen in dieser Auflösung nicht mehr schreiben.
Eher Bruckmann-typisch sind einige vertauschte Bildunterschriften und Bilder, die dem informativen Gesamteindruck aber keinen Abbruch tun. Die Fotos sind, auch wenn sie den gängigen Klischees entsprechen, sehr animierend. Nach der Saison ist vor der Saison, der Frühling steht vor der Tür.
M.G.

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