Die Anti-Atom-Bewegung

Geschichten und Perspektiven aus 40 Jahren Widerstand

Hier kommen die Protagonisten der Anti-Atom-Bewegung selbst zu Wort. Das Buch ist ein mutiges Werk über die Anti-AKW-Geschichte von teils anonym bleibenden Zeitzeugen und Akteuren. Der Fokus liegt eindeutig auf Gorleben und die Geschehnisse der 13 Castortransporte der Jahre 1995 bis 2011. Aber auch Whyl (1975), Brokdorf (1981), Grohnde, Kalkar, Wackersdorf (1986) und die Havarie von Tschernobyl kommen im ersten Teil des Buches vor.

Fotografisch wurde das Buch von zahlreichen Journalisten und Fotografen (Günter Zint, Timo Vogt u. a.) unterstützt. Schon das Inhaltsverzeichnis macht klar, dass hier nicht alle unter ihrem wirklichen Namen firmieren (können). Neben Wolfgang Ehmke (BI) und Katja Tempel (x-tausendmal quer) stehen hier Pseudonyme wir Anna und Artur, Frau Puvogel oder Ann O’Nymous. Die spannende Lektüre macht schnell klar warum: Hier geht es oft um Innenansichten und Aktionsdurchführungen, wie das Feuer unter der Seerauer Brücke (2001), die Hintergründe von ‚Castor? Schottern!‘ und allerlei Vertrautes aus dem widerStands-Nest Metzingen. Dies lässt Klarnamen natürlich unsinnig erscheinen. Vor allem aber zeigt das Buch mit seinen Beiträgen, wie richtig die Bewegung mit nahezu allesamt ihrer Prognosen lag und liegt und wie im hannoverschen Wendland eine Widerstandskultur wuchs, die ihresgleichen sucht.

Man erfährt über die schmierigen Geschäfte von Transnuklear genauso wie darüber, wie man einen 380 000 V Hochspannungsmast umlegt oder über die die Geschichte der vielzitierten ‚goldenen Hakenkralle‘. Unter echten Namen bekennen sich Elisabeth Krüger (Anti Atom Aktuell) und Georg Janßen (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) zu Aktionen, die viel Zivilcourage abverlangten (Vier Bauern in Beton – Die bäuerliche Notgemeinschaft). Diese im Anti-AKW Widerstand durchsetzungsstarke Notgemeinschaft ist auch von ihrer Organisationsform ein Kuriosum:

 „… sie ist nur ein loser Zusammenschluss von Landwirten aus der Region. Sie hat keine Satzung, keine Regularien, keinen Vorstand und keine Grundsatzkomission. So entschieden sich hier Bäuerinnen und Bauern gegen die Atomlobby wehren, so wenig Neigung haben sie zu Vereinsmeierei und Politikgemauschel. Vom Reden und Diskutieren halten sie nicht so viel. Aber sie sind entschlossen und hartnäckig dabei, wenn es was zu tun gibt.“


Wer weiter zurückblättert wird mit Beiträgen und Augenzeugenberichten über den Gorleben Treck 1979 und der Besetzung der Bohrstelle 1004 versorgt. Ein Anti AKW Geschichtsbuch, das schon längst fällig war. Ein interessantes Buch für die AA-Bewegung – und für den Verfassungsschutz.

O-Ton Elisabeth November 2015, (Anti Atom Aktuell): „Wir hoffen, dass es sich auch rumspricht, denn im Moment ist gerade keine gute Zeit, um ein Buch zu diesem Thema unter die Leute zu bringen. Gerade sind andere Themen im Vordergrund und das ist ja auch gut so.“

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