Zumo-Ringen mit Rider und Mamba
Im Test die Top-Navis der führenden Hersteller: Der TomTom Rider 400, das Becker Mamba.4 und der Zumo 590 LM. Welches für wen das Richtige ist, wollen wir im Vergleichstest herausfinden. Preislich spielen Becker und TomTom in derselben Liga, Garmins Zumo mit großem 5 Zoll-Touchscreen kostet gut 200 € mehr.
TomTom Rider 400 – alles neu
Der Rider 400 ist im Testfeld das derzeit innovativste Navi. Er hat ein berührungsempfindliches 4,3 Zoll Smartphone-Display und verglichen mit älteren Ridern eine völlig neue Programmierung. Zum Beispiel berechnet er auf Wunsch im gewählten Kartenausschnitt eine motorradgerechte Rundtour oder fügt auf Klick der Route Wunsch-Stationen hinzu. Ein Akku ist fest eingebaut und kann nach Zerlegen des Gerätes gewechselt werden. Neuerdings bietet TomTom über Mydrive Connect eine hauseigene Tourenplanungssoftware an, die - online verbunden - auch Verkehrsnachrichten zeigt und einfache Routen sofort an das Navi senden kann. Im OV2 Format können eigene POI’s importiert werden. Ein Outdoor-Routing ist nicht weiter vorgesehen, das geben auch die etwas kontrastarmen Tele Atlas Karten nicht her. Über www.tomtom.com/mydrive/ steht die Mydrive Connect Software zur Verfügung, die Updates und Kartenupdates (Map-Share) installiert. Ein Programmierungsfehler bei der Bluetooth-Verbindung zwischen Helm/Navi/Telefon wurde durch ein Update Ende Juli 2015 behoben. Gleichzeitig wurde eine Sperre für die Bildschirmdrehung programmiert.
Tracks und Routen werden am besten über eine MicroSD-Card importiert, doch dabei gibt es einiges zu beachten. Die Wegepunkte sind nicht unbedingt mit dabei. Der Rider kann unter dem Menü TomTom-Dienste mit Smartphone (Hotspot, Teathering) verbunden werden, um Verkehrsnachrichten auf dem Navi einzublenden.
Eine Möglichkeit gar freie OSM- oder gar Rasterkarten zu verwenden, wie bei Garmin, gibt es beim Rider 400 und Mamba.4 nicht. Dafür kamen mit dem Touchscreen alle die rasant schnellen Kontext-Menü Möglichkeiten.
Hat man sich erst mal eingefuchst, ist der Rider 400 wie eh und je das schnellste Navi. Mit vielen praktischen Möglichkeiten der Routenberechnung und auch mit Zwischenzielen. Endlich kann auch mit genordeter Karte navigiert werden, ein Track mit Bordmitteln aufgezeichnet oder weitergegeben werden.
Einen bisher kaum erwähnten Vorteil spielt der Rider 400 bei der genordeten Navigation aus. Die eigene Position wird von TomTom immer automatisch am Displayrand dargestellt, damit möglichst viel von der vorausliegenden Strecke abgebildet wird. Das ist bei anderen Navis nicht selbstverständlich.
TomTom Rider 410 Jubiläums-Edition ‚Great Riders Edition‘
Auch hier ist wie beim Zumo 595 LM Update die Hardware gleichgeblieben. Nach 10 Jahren TomTom Rider pimpt TomTom zum gleichen Preis wie den ‚alten‘ 400er Rider das Jubiläumsmodell auf: Der Tourenfahrer lieferte dazu 100 vorinstallierte Touren durch Europa, wobei jeder Käufer noch 10 weitere selbst aus der TF Tour-Datenbank selektierte Runden downloaden kann. Die Great Rider Edition bekommt ebenfalls lebenslang Blitzer Updates und Zugriff auf den ‚weltweiten‘ Kartensatz mit insgesamt 152 Ländern. Eine weitere Zugabe ist die Zugabe der Routenplanungssoftware TyrePro. Die interne Routenplanungsmöglichkeit (Menü ‚Spannende Tour erstellen‘ wurde um weitere Filter (Steigung/Gefälle) ergänzt. Mit der Neuerscheinung dürfte der Kauf des älteren 400er TomTom Riders hinfällig sein.
MINUS
- Wenig Konfigurationsmöglichkeiten der Datenfelder: z. B. keine Höhenangabe einstellbar, POI-Anzeige nicht konfigurierbar
- Menü bei Handschuhbedienung manchmal etwas träge
- Aufgezeichneter Track wird nicht abgebildet, keine Maßstabanzeige beim Zoomen
- Keine Kartenauswahl (z. B. Topokarten, OSM), mühseliger Import von gpx-Wegepunkten
- Funktion Skip Waypoint (auf Route) erst ab Update von 9/15 (Version 15.401, immer noch 3 Klicks), auch das Spiel in der Halterung wird in Foren kritisiert.
- Keine Offroad-Navigation
PLUS
-
Wechsel von Hoch- und Querformat (seit Version 15.302 sperrbar)
- Stabiles Gehäuse mit Lautsprechern
- Helles Display, leichte Spiegelungen, schlecht von der Seite einsehbar
- Schnelle Routenberechnung
- ‚Sonderziele für Motorradfahrer‘
Tk; dr
Der neuste Rider gewinnt an Funktionsumfang und macht die kapazitiven Touchscreens nun auch für Motorrad-Navis salonfähig. Vermutlich werden die Mitbewerber nachziehen. Der Rider 400 lässt sich nicht so individuell konfigurieren wie der Zumo 590 LM, ist aber für viele gerade wegen der Einfachheit eine gute Wahl. Smartphone-User finden sich schnell zurecht. Allerdings möchte TomTom den Nutzern gerne die kostenpflichtigen Traffic-Dienste und Abos schmackhaft machen. In der Grundausstattung mit den lebenslangen Kartenupdates hat man aber erst mal ausgesorgt. Schade nur, das viele wichtige Funktionen, die Vorgängermodelle bereits hatten mittlerweile nur per Updates nachgereicht werden. In den Kundenbewertungen von Mitte 2015 ist das ganz gut nachzuvollziehen.
Wer noch einen Hunderter drauflegt, bekommt das TomTom Rider 400 Premium Pack mit Autohalterung, Anti-Diebstahl-Lösung und High Speed-Doppelladegerät.
Becker Mamba.4 – Beckers Bester?
Beckers neues Mamba.4 wird ebenfalls komplett mit Motorrad- bzw. wahlweise Autohalterung ausgeliefert und knüpft softwareseitig an das Becker Z100 Crocodile an. Das Display ist wie beim Rider 400 4,3 Zoll groß, gehört aber zu den resistiven (druckempfindlichen) Displays, die sich gut mit Handschuhen bedienen lassen und relativ hell sind. Als Akku dient ein nur 1150 mA/h starker Handy-Akku (Nokia). Das Gerät wird von Windows ohne weiteres als USB-Massendatenspeicher erkannt. Becker experimentiert seit einiger Zeit mit der ‚Lernenden Navigation‘, die auch für das Mamba.4 verfügbar ist. GPX-Daten mit Routen-Tracks und Wegepunkten sollen über das Google *.kml-Format importierbar sein. Sie tauchen dann aber nur als komplette Routen auf. Ein Wegepunkte-Import gelang nicht. Als Routingsoftware wird der aufs Internet basierende Motoplaner.de empfohlen. Der Becker Content Manager ist nur für Updates und Sicherungen zuständig.
Beckers Mamba.4 ist sauber verarbeitet, wirkt aber vom Design im Vergleich zu seinen Konkurrenten etwas konservativ. Auf seiner Rückseite befindet sich eine abgedichtete Klappe unter der sich Akku, microSD Karten Slot und ein Mini-USB-Anschluss verbirgt. Aus dem Becker typischen roten Hardwareknopf, den noch das Corcodile hatte, sind beim Mamba nun zwei geworden: ein Netzschalter auf der rechten Seite und oben rechts ein Knopf für das Schnellmenü. Leider liegen die Tasten auf der falschen Seite, genau wie die wichtigsten Softwarebuttons, die, wie im Auto üblich, rechts sitzen. Beim Motorradfahren ist man hingegen gezwungen von links quer über das Display zu greifen. Ein Fauxpas, der zumindest softwareseitig geändert werden sollte. In der Navigationsansicht ist das Display schnell voll mit großen teils nicht transparenten Symbolen, Tasten und Datenfeldern.
Erfreulich sind die benutzerdefinierten Einstellungen, bei denen anzuzeigende POI-Kategorien ausgewählt werden können oder auch die Karte im Navigationsbetrieb in genordeter Lage (Experteneinstellungen) belassen werden kann. Bei der Routenplanung werden klassenüblich Alternativrouten angezeigt. Zwei neue Funktionen werden meist nur nach Studium des Manuals gefunden. RouteMove erlaubt wie bei Google Maps die Route wie am Gummiband gezogen zu verändern. Das scheitert aber im Detail am kleinen Display oder der mangelnden Übersicht des Users. Die zweite Funktion sind die zunächst groben Zoomstufen, die durch drücken und halten verfeinert werden können. Leider wird beim Zoomen kein Maßstab angezeigt. Bei Beckers lernender Navigation werden User-Daten an ein Rechenzentrum übertragen und gehen in künftige Routenberechnungen ein. User profitieren so langfristig von anderen Usern, wenn bei ‚zeitabhängigen Routenführung‘ ein Häkchen gesetzt ist. Es wird dann die schnellste Route abhängig von Tageszeit und Wochentag gewählt.
Becker’s Mamba läuft auf einer Windows-CE Oberfläche, wie schon das Crocodile und könnte so den findigen Programmierern einige Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Was Becker im zweiten Anlauf versucht, ist respektabel, kann aber mit den innovativen Features des völlig neuen TomTom Rider 400 oder gar mit den Möglichkeiten eines Zumos nicht mithalten. Wir erzielten respektabel gute Routingergebnisse, doch im Reigen von Zumo 590 LM und dem TomTom Rider 400 reicht es nur für eine Positionierung hinter den Marktführern.
MINUS
- Wichtige Navigationselemente (Buttons) auf der falschen Geräte-/Bildschirmseite
- Blitzer-Abo kostenpflichtig
- Positionssymbol zu groß (Blindflug Ortsdurchfahrt)
- Hardwaretasten schlecht mit Handschuhen zu ertasten
- Keine Maßstabanzeige beim Zoomen
- Keine Topokarten etc. verfügbar
- Derzeit kein gpx-Import
- Keine Telefon-Funktion über Bluetooth
- Manchmal falsche Position wenn nicht auf Straße
PLUS
- Aufwändige Halterung, (bei der im Test leider stromführende Pins abbrachen)
- Berechnung von Alternativrouten (schlecht zu unterscheiden)
- RouteMove: Gutes Planungs-Feature, das aber an der Auflösung und an der Hardware scheitert
- Gute Auswahlmöglichkeiten für angezeigte POI’s
- Skip Waypoint Funktion (wir Zumo)
Mamba-Tipp: Feinere Zoomstufen durch langen Tastendruck auf +/-
Garmin's Zumo 590 LM - das Arbeitstier
Als Einziger bietet der Zumo 590 LM ein großes 5 Zoll Display und auch den größten Funktionsumfang. Die Handhabung für Garmin-Kenner ist wie gewohnt. Das Gerät schafft als erstes den Spagat zwischen Motorrad- und Outdoor-Navigation, weil zahlreiche Topo-Karten freigegeben sind und weil auch georeferenzierte Rasterkarten (CustomMaps) auf das Gerät gebracht werden können. Der Zumo funktioniert bisher fehlerfrei, außer das nach einem Jahr der austauschbare Akku verschlissen scheint. Original Ersatz ist teuer und kostet um die 50 €.
Alle Kartenwerke können einzeln, Karte für Karte aktiviert und deaktiviert werden. Die Fernsteuerung einer Garmin Action Cam Virb oder der Garmin Reifenluftdruck-Sensor wurde auch gleich implementiert. Bei Garmin Smartphone-Link und einem Smartphone bleiben nur Windowsphones (bisher) außen vor, iPhone und Android-Telefon-Besitzer bekommen Wetterprognosen und Staumeldungen auf der Route in Echtzeit. Android Apps, wie beim Garmin Monterra, können leider nicht geladen werden.
Was uns noch gefiel: Es gibt mehr Optionen die POI's (entlang der Route) einzublenden, der Zumo 590 hat einen flotten Bildaufbau und viel Platz, dank 14 GB internem Speicher. Hat das Motorrad eine Tourenscheibe, kann es im Hochformat-Modus im Zusammenspiel mit der Touratech Halterung etwas eng werden. Zur Not auf Querformat umschalten!
Der große Zumo ist vom Konzept her den kleineren Zumo 3x0 LM sehr ähnlich. Auf der Rückseite befinden sich Netzschalter, Batteriefach mit microSD Slot und die abgedeckte Micro USB-Lade- und Datenschnittstelle. Das Gehäuse kann man als bewährt und stabil bezeichnen.
Die Systemlautsprecher wanderten allerdings in die Autohalterung und sind am Gerät nicht mehr vorhanden. Akustische Signale gibt es nur noch per BT bzw. über ein Headset. Vermissen tut man die von den Zumo 3x0 bekannten verschiedenen Cockpits, die vielleicht noch per Update nachgereicht werden.
Seit Langem ist der Zumo 590 LM aber erstmals wieder ein universelles Gerät, das auch Funktionen für Geocacher, Autofahrer oder Outdoor-Navigatoren bietet. Auch die kabelgebundenen und BT-Möglichkeiten (siehe Kabelstrang) sind umfangreich. Nur ohne Stromanschluss kann dem üppig ausstatteten Navi schnell die Puste ausgehen.
Garmins Zumo 590 LM spielt mit seinem 5 Zoll Display vom Funktionsumfang, aber auch preislich in einer anderen Klasse. Nur könnte das Display im direkten Vergleich mit der TomTom-Technologie etwas heller sein. Bei den Kartenmöglichkeiten macht Garmin sowieso niemand etwas vor.
Auf den Zumo können alle möglichen Garmin eigenen, aber auch Karten von Fremdherstellern geladen werden. Wenn es sein muss, auch gleichzeitig. Zum echten Universalisten wird das Zumo, weil nun auch Rasterkarten freigegeben sind und angezeigt werden können.
MINUS
- Keine Lautsprecher im Gerät
- Mäßige Displayhelligkeit bei Sonnenlicht
- Kein Standard-Akku
- Spezielle Kritikpunkte: In der Karte angezeigte POI Symbole nicht konfigurierbar,
Favoriten werden nicht in jeder Zoomstufe angezeigt,
umständliches Wechseln zwischen verschiedenen Kartenwerken (Topo/Straße),
keine Transparenz bei Datenfeldern, Kartentransparenz bei Verwendung von mehreren Karten mit Hausmitteln nicht möglich
PLUS
- Großes Kartenangebot, OSM, CustomMaps
- Hochauflösendes Display, Hoch-/Querformat wahlweise
- Gute Import/Export Möglichkeiten (gpx)
- Smartphone-Link-Anbindung
- Verschiedene Profile
- Rundtour, Curvy Routes ähnlich wie bei TomTom
Kartenmaterial
Auch die kostenlosen und ‚lebenslangen‘ Kartenupdates laufen bei allen Testkandidaten problemlos. Meist muss mittels des Serviceprogrammes ein Kartensatz von ganz Europa heruntergeladen werden. Nur bei Garmin gibt es die Möglichkeit, die Karte dann auch in Basecamp auf dem Computer zu installieren und für die Reisevorbereitungen zu nutzen. Die Updates werden oft sogar vierteljährlich angeboten. Lebenslang bedeutet in diesem Zusammenhang so etwas wie solange der Hersteller Kartendaten von seinem Drittanbieter erhält, längstens jedoch für die Dauer von 30 Jahren. Die immer besser werdenden Openstreetmap-Karten können nur auf den Zumo geladen werden. Becker behält das nur seinen hauseigenen Falk Outdoor Navis vor. Auch bei TomTom gibt es keine Möglichkeit Topo-Karten zu laden. Bei Garmin ist die Kartenauswahl also am größten.
Im Prinzip bedienen sich aber alle drei Testkandidaten desselben Geodatenpools von HERE. In der Praxis sind aber die Konfigurationsmöglichkeiten und die Darstellung, das Rendering der Karten, sehr unterschiedlich. Das HERE Straßenkartenmaterial ist aktuell, bietet aber wenig Hinweise auf die Topografie. Die subjektiven Karteneindrücke fallen sehr unterschiedlich aus. Farben und Kontrast des Kartenbilds können jeweils in den Einstellungen verändert werden. Beim Zumo kann auch der Detailgrad reguliert werden.
Bei Garmin kann man zwischen Birdseye Select, Topo- und Wanderkarten, Alpenvereinskarten, selbst gescannten Karten (Custom Maps) und freien OSM-Karten wählen. Auf Wunsch werden die gleich auf microSD Karte geliefert. Auch Garmin benutzt HERE-Karten, die früher Navteq hießen. Bei der großen Auswahl an Alternativ-Karten fällt bei Garmin die Detailarmut der HERE-Karte nicht ins Gewicht.
Als nice-to-have gibt es bei Garmin und TomTom die POI-Daten für ‚Gefahrenpunkte‘ oder Speedcams dazu. Bei Becker ist dieser Service kostenpflichtig. Ursprünglich war das auch bei TomTom so, doch man entschloss sich den Rider damit noch attraktiver zu machen.
Motorradnavigation: Hersteller-Software
Ob Becker Content Manager, Garmin Express oder TomTom Mydrive Connect, einige dieser Programme werden ihrem Namen nicht immer gerecht.
MyDrive Connect basiert auf einer Online-Anwendung, beim Anschuss des Riders wird dieser zunächst nicht als USB Massenspeicher im Explorer angemeldet, das passiert erst nach dem Drücken der Bildschirm-Mitteilung ‚Route Importieren‘. Bis zu 96 Favoriten können von der Software vom alten auf den neuen Rider übertragen werden. Der Import (Version v15.401 ) über die MicroSD Karte ist uns nicht gelungen: TomTom rät derzeit noch zum itn-Format, das klassenübliche .gpx wird derzeit noch nicht komplett unterstützt.
Alle drei Programme sorgen für Soft-, Firmware- und Kartenupdates. Auch können zusätzliche Dienste und Services kostenpflichtig dazugebucht werden. Erweiterte Dienste zu Wetter, Verkehr- und Radarkameras kosten bei TomTom 49,95 € pro Jahr. Die jeweilige Laufzeit des Dienstes variiert je nach Modell z. B. der Radarkameras und ist zeitlich begrenzt.
Bei der Routenberechnung und in der Qualität der Routen gibt es immer wieder Unterschiede. Während Garmin dem User verschiedene Profile für die Fortbewegungsart anbietet, geschieht das bei Beckers Mamba eher versteckt. Der fragte gar im Test, ob er nicht in den PKW-Modus umschalten solle. Doch warum fragt ein Motorrad Navi als erstes nach dem PKW-Modus? Alle drei Navis zeigen auf Wunsch Alternativrouten an oder machen Umleitungsvorschläge.
Bei allen Navis wünscht man sich bessere Eingabemöglichkeiten der Adressen: Merkfunktionen oder gar die Möglichkeit einer Spracheingabe. Oft fängt man bei einem kleinen Tippfehler wieder ganz von vorne an oder manche Menüs sind aus dem Englischen nicht übersetzt. Das ist ärgerlich und kostet Zeit, gerade mit Handschuhen und Helm auf dem Kopf.
Akku-Probleme hatten langfristig besonders die Geräte mit kleinem Stromspeicher. Ersatz ist nicht immer billig oder nur vom Fachmann auszuwechseln (TomTom).
Becker Fazit: Das Mamba ist die einzige Becker-Alternative für's Motorradfahren. Leider hat man nicht alle guten Features vom betagten Becker Z100 Crocodile übernehmen können: Dort gefielen Kartenbild und Konfigurationsmöglichkeiten. Besonders in den vom Nutzer veränderten Versionen des offenen Betriebssystems entstanden Skins mit weitaus mehr Funktionen. Nachteile de Crocodiles: geringe Displayhelligkeit, keine Waypoint-Import-Funktion, kein Möglichkeit zum Ordnen der Wegepunkte und nur ein fest eingebauter Akku.
Vergleichstabelle Mamba.4 / Rider 400 / Zumo 590 LM
TomTom Rider 40/400 |
Becker Mamba.4 |
Zumo 590 LM |
|
Displaygröße
|
4,3‘‘ kapazitiv |
4,3‘‘ resistiv |
5‘‘ resistiv |
Planungssoftware
|
MyDrive Connect (online) |
Empf.: Motopalaner.de |
Basecamp, Mapsource, alle gpx-tauglichen Editoren |
Speicher
|
16 GB / Micro-SD |
4/8GB / Micro-SD bis 32 GB, (8 GB= PLUS Version) |
14 GB / Micro-SD |
Trackaufzeichnung
|
Ja, nicht sichtbar |
Ja, sichtbar |
Ja, sichtbar |
Features
|
Rundtour, kurvige Strecke, |
RouteMove, lernende Navigation, Kurvige Route |
Profile, Rundtour, Kurvige Strecke, Bedienung von VIRB, und Garmin Sensoren verschiedene Topo-Karten[…] |
IPX Schutzklasse
|
IPX7 |
Wasser / Staub nach DIN EN 60529 (IPX57) |
IPX7 |
Stromzufuhr |
Netz, Micro-USB |
Netz, Mini-USB |
Netz, Micro-USB |
Halterung Qualität |
++ |
+- |
++ |
Display Ablesbarkeit
|
+++ |
+++ |
++ |
Display Ausrichtung |
Portrait-Landscape autom. |
Nur Landscape (quer) |
Portrait / Landscape einstellbar |
Wechselakku |
Kein Original verfügbar, Li-Io 3220 mAh, 3,6V Modell VF3W, Panasonic NCA903864A |
Ca. 30 € (Typs BL-5C), 1150 mAh Li-Io |
Original Garmin, 49,95 € 2000 mAh |
Preis [8_2015] |
399,95-499,95 € (Premium) |
359-479 € (PLUS) |
579-649.– € |
Vor- und Nachteile der harten und weichen Displays (kapazitiv/ resistiv)
Der Bedienbarkeitstest des kapazitiven TomTom Displays bei Regen verlief positiv. Das kapazitive TomTom Display ist tatsächlich bei Regen und mit Handschuhen zu bedienen. Das spiegelte sich schon beim Pionier Garmin Monterra wieder. Das war nicht unbedingt zu erwarten, weil Regentropfen auch zu Irritationen führen können. Gewöhnungsbedürftig ist die Anordnung der Tastatur im Hochformat oder die Größe der Bedienfelder überhaupt. Mit dicken Handschuhen stößt man damit schnell an die Grenzen eines 4,3 Zoll Displays. Die Bedienung im Stillstand sollte man wirklich vorziehen. Der TomTom Rider 400 hat das hellste Display im Test, gefolgt vom Mamba und Zumo. Das kapazitive Smartphone Display des Riders scheint sich also bezahlt zu machen.
Bei den Halterungen vertrauen mittlerweile alle Hersteller den Befestigungskits von Ram-Mount. Nur die Cradles sind Eigenkonstruktionen, durchweg auf einem guten Niveau. Touratech bietet für die Zumos robuste und abschließbare Halterungen an, für den Rider gibt es ein original Anti-Diebstahl-Set für rund 80 €. Entsprechend leicht ist die Montage. Die Stromkabel werden mit ihren offenen Enden direkt an die Batterie angeschlossen und per Spezialstecker mit dem Cradle verbunden. Garmin bietet noch weitere Anschlussmöglichkeiten u. a. für kabelgebundene Kommunikation.
Preisleistung: Während Spitzengeräte in der Auto-Navigation (5 Zoll) nur etwa 220 € kosten, werden Biker in der Motorradklasse kräftig zur Kasse gebeten. Wer seltener fährt sollte sich überlegen ob z. B. ein TomTom GO 5000 für den halben Preis vielleicht auch den Zweck erfüllt. Bei den fehlenden Halterungen muss dann improvisiert werden.
Verkehrsnachrichten, die über den Traffic Message Channel (TMC) empfangen werden, erforderten bisher im einen TMC-fähigen Radio-Empfänger. Die Qualität der Nachrichten war sehr oft für Motorradfahrer nicht relevant und wurde auch selten serienmäßig in ein Motorradnavi eingebaut. Mittlerweile wird dieser kostenlose Dienst totgesagt und es etablieren sich Verkehrsdienste, die in der Verbindung Navi & Smartphone empfangen werden können. Dabei fallen allerdings Kosten an.
[Dieser Artikel erscheint auch in gekürzter Form in der Printausgabe von MOTORRAD-GESPANNE.]
Kommentare
Kommentar von Ratman |
Ich finde eure Tests Klasse! Aber hier hat sich ein sehr großer Fehler eingeschlichen. TomTom nutzt eigenes Kartenmaterial (die haben vor ein paar Jahren Teleatlas übernommen), der Rest nutzt Here-Karten (hervorgegangen aus Navteq).
Antwort von Markus Golletz
Vielen Dank,
ich habe das geändert. Damals (2007-2011) hatte Garmin ja auch Interesse an Tele Atlas. Weißt du hingegen, ob es einen Weg gibt, auf TomTom Rider Topokarten bzw. Fremdkarten (wie OSM) zu laden?
Kommentar von Navilos |
Noch ein Nachtrag: Stauinfos etc gibt es beim 590 ausschliesslich per Handy App, welche bei mir ziemlich Akku frisst. Das hat sich als ziemlich unpraktisch erwiesen. Mein altes Becker kann das per Radio.
Antwort von Markus Golletz
Kommentar von navilos |
Vielen Dank für diesen Überblick - besser als viele sogenannte Tests. Einzig als Ergänzung: Das Rider 400 bereitet vielen Anwendern im Regen mit "Selbstbedienung" Probleme, auch Handschuhe wie die von Held mit außenliegender Nacht oder dicker Fütterung machen die Bedienung schwierig mit Aufsätzen auf den Handschuhen wird es vielleicht etwas besser.
Trotz vielen Nachfragen im Hersteller eigenene Forum tut sich bis jetzt (03/2016) wenig.
Antwort von Markus Golletz
Vielen Dank für Deine Anmerkung Navilos,
Meiner Meinung nach ist meist das 5 Zoll Display eine Lösungsmöglichkeit und auch nur dann, wenn die Felder groß genug angelegt sind. Wir stehen dann aber auf teiltranspartente Druckfelder, damit nicht irgendwann die ganze Landkarte zugepflastert ist. Manchmal, eher selten, gibt es Abhilfe über Firmware-Updates.