Schwüle Nächte in Apulien

Abgelegenes Motorradparadies mit Schlumpfhütten

Süditalien mit dem Motorrad, das ist ein Traum, der nicht so leicht zu erfüllen ist. Abschreckend wirkt die lange Anreise auf eigener Achse, besonders, seitdem der DB Autozug die Verbindung von München nach Neapel gestrichen hat. Wer die Seereise bevorzugt, kann sich von Norditalien aus einschiffen und über Nacht nach Sizilien bringen lassen. Doch auch von dort ausgehend, ist es noch ein gutes Stück bis ins schöne Apulien. Vielleicht ist die schlechte Erreichbarkeit auch ein Grund dafür, warum Apulien so ursprünglich geblieben und gerade deswegen eine ausgedehnte Motorradreise wert ist.

Claudia Nenzel schreibt im Dumont Reisetaschenbuch-Verlag zwar keinen Motorrad-Tourenführer, gibt aber ganz Apulien betreffende Auskunft darüber, wo es Orte gibt, die einen Ausflug lohnen. Das Buch hat ein modernes, ansprechend bebildertes und übersichtliches Layout, in dem man sich schnell zurechtfindet. Die letzten Buchseiten gehören einem brauchbaren Atlas Apuliens und einem Register der wichtigen und im Buch erwähnten Orte.

Was Apulien noch zu bieten hat? Eine Rundfahrt über den Sporn Italiens, den Gargano mit seinen alten Fischerdörfern oder die davorgelegene Kornanbauebene Tavoliere, aus der sich der Gargano wie ein Ayers Rock auf 1000 Meter erhebt. Obenauf wird der Sporn vom ‚Foresta Umbra‘ (Schattenwald) gekrönt. Wie eine Krone sieht auch das Wahrzeichen Apuliens ,Castel del Monte´ bei Foggia aus, das Vorzeige-Schloss Friedrichs II.

Südlich des Gargano breitet sich die ebene Landschaft der Saline von Margherita di Savoia aus und in San Giovanni Rotondo errichtete Renzo Piano dem populären Heiligen Padre Pio eine Wallfahrtskirche, die in ihren Ausmaßen mit dem Petersdom konkurrieren kann. In der Gegend zwischen Alberobello, Locorotodo und Martina Franca findet man dann das, was die meisten Touristen in Apulien am besten kennen: Die originell runden Trulli-Häuser, die irgendwie an die Behausungen der Schlümpfe erinnern.

Ab dort wird Apulien flacher und man fährt in den 'Absatz' Italiens hinein, durch quirlige süditalienische Städte wie Brindisi oder das barocke Lecce. Ganz am Ende, bei Otranto, soll es die schönsten Strände geben, flankiert von einem mittlerweile sehr abgeflachten Hinterland voller Olivenhaine.

Einen kleinen Abstecher riskiert Claudia Nenzel in die unbekannte Basilikata, in der die von der UNESCO geschützten Höhlen von Matera liegen. Dort lebten im heutigen Regionalpark der Murge 'Chiese Rupestre del Materano' einst die Armen der Stadt in den sogenannten 'Sassi', den Höhlen. Für die einen ein Paradies, für den Literaten Carlo Levi eher ein Vergleich mit der Hölle Dantes wert.

Wann in Apulien Saison ist? Claudia Nenzel schreibt von Januartemperaturen von 10 - 16°C, aber auch von manchmal verregneten Perioden. Im Sommer wird es brachial schwül-warm und Temperaturen um 40°C kommen auch schon mal vor. Apulien scheint zu jeder Jahreszeit eine Reise wert zu sein, auch wenn dort im Frühjahr und Herbst die angenehmsten Temperaturen herrschen.

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