Prediger auf dem Jakobsweg
Egal wie das Wetter ist, Holger Janke, Pastor seines Zeichens, macht seinen Weg. Mit seiner leichten BMW XChallenge macht er sich auf dem Weg nach Santiago de Compostela, um die Pilgerfahrt, einmal mehr, mit einem eigentlich nicht erlaubten Fahrzeug zurückzulegen.
Motorisierte Fahrzeuge sind eigentlich passé, doch was interessieren einen bikenden Pastor schon starre Regeln? Das Gute daran ist, dass es nicht überall so voll wird, wie auf dem tatsächlichen Jakobsweg. Welchen eigentlich? Stetig erfinden Hoteliers immer mehr Wege, die rein zufällig an ihrem Hotel vorbeiführen. Der Jakobsweg-Wahn ist im Tourismus eine Macht geworden. Und tatsächlich, es gibt eine Menge ‚offizieller‘ Jakobswege, doch die darf man meist nicht befahren. Der ‚Camino de Santiago‘ führt zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus. Die bekannteste Route ist der Camino de Francés, die vom Col du Somport in den Pyrenäen, entlang der Picos d’Europa durch Asturien und Galizien eben nach Santiago führt. Holger Jankes Weg beginnt im regnerischen Hamburg, führt über Süddeutschland durch die Schweiz, weiter über Le Puy in die Pyrenäen und dann durch das bergige Hinterland des Camino Francés in das ersehnte Santiago. Nur ist die Fahrt dann noch nicht zu Ende. 7000 Kilometer werden vollgemacht auf der Rückreiseroute über den Camino Norte, durch Santander, Bordeaux, Tours und Paris. In den vielen Schäferstündchen unterwegs hat der Pastor für viele Gelegenheiten das richtige Wort für Pilger und Nichtpilger zur Hand.
Etwas schade, dass man von Holger Jankes Beruf erst beim Lesen (oder in seiner Vita im Anhang) erfährt. In den Klappentexten steht jedenfalls kein Wort davon. Für den einen macht es das Buch dadurch umso attraktiver, der andere mag enttäuscht sein, erhält man für das günstige Geld doch ein kleines Jakobsprediger-Buch, ob man will oder nicht.
Reich ist das Buch an Tipps und Ratschlägen, obwohl in der Kategorie ‚Abenteuerbücher‘ des Highlights-Verlags die Rubrik ‚Reisepraktisches‘ fehlt. ‚Jakobsweg‘ ist vornehmlich ein eingängiges Lesebuch mit ein paar ganz netten, aber wenig professionellen Bildern, der Marke ‚Motorrad auf Seitenständer vor Sehenswürdigkeit abgestellt, denen man die Mühen der Pilgerreise ansieht.
In jeden Fall erwirbt derjenige, der ähnliches plant, einen kurzweiligen Reisebegleiter, der nicht wirklich voll von Bibelversen ist, sondern amüsante und beobachtete Reiseerlebnisse gut vermittelt.
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