von Markus Golletz (Kommentare: 0)
Harald Welzer: Nachruf auf mich selbst
Ein Herzinfarkt macht dem Sozialpsychologen und Bestsellerautoren klar: Ich bin nicht unsterblich. Vieles ist endlich und man sollte sich auch darauf einstellen.
Das Buch ist mir Wortwitz geschrieben, mit viel Wissenschaft unterlegt, ernst und amüsant zugleich im Stil. Die von Welzer zuvor beschriebenen 'Shifting Baselines' führen zu der verzerrten Situation in der Klimakrise, in der konservative Politik und Denkweise vieles verbaut hat.
Bestseller-Autor Harald Welzer stellt fest, dass unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören hat. "Deshalb baut sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer noch falsch ist." Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert.
Zukunftsprobleme durch Optimierung lösen? Auch ein optimiertes Falsches ist immer noch falsch.
Harald Welzer zeigt hier in einer Montage aus wissenschaftlichen Befunden, psychologischen Einsichten und persönlichen Geschichten, wie man aus den Absurditäten dieser gesellschaftlichen Entwicklung herausfindet.
Man muss rechtzeitig einen Nachruf auf sich selbst schreiben, damit man weiß, wie man gelebt haben will.
Harald Welzer zählt sicherlich zu den streitbarsten Intellektuellen in Deutschland. Mit Witz und scharfsinnigen Argumenten engagiert er sich für eine bessere und offene Gesellschaft, für Nachhaltigkeit, zivilisatorische Projekte und Demokratie. Er ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen und an der ETH Zürich. In den Fischer Verlagen sind von ihm u.a. erschienen: »Selbst denken« (2013), »Die smarte Diktatur. Ein Angriff auf unsere Freiheit« (2016) und »Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen« (2019), das wir auf MR noch rezensieren wollen.
- Bibliografische Daten (22 EUR)
- Vorschau
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