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Motorrad-ABS - Besser Bremsen?

Motorrad-ABS ab 2016 Pflicht

Notbremse: dabei passieren ohne ABS Unfälle ...
Notbremse: dabei passieren ohne ABS Unfälle ...

Sport-ABS, Offroad-ABS, ABS-Pflicht ab 2016. Auch wir gehörten zu den Zweiflern, zu denjenigen, die sich durch Elektronik bevormundet fühlten, die glaubten viel besser bremsen zu können, als ein elektronisches System das jemals könnte.

Bei MR haben wir etliche ABS-Motorräder Probe fahren können und Tests gemacht. Wie so oft mussten wir feststellen das man mit alten, gefestigten Positionen irren kann: Die ABS-Entwickler haben nicht geschlafen, die Technik ist einfach besser geworden. Den meisten von uns gefiel die hintere ABS-Bremse nicht, bzw. das ‚nicht-abschalten-können‘.

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Bitte warten: Regelmäßig nach der Bremsanlage schauen, auch ohne ABS!

Mittlerweile lassen sich die ABS-Systeme, anders als beim Auto mehr oder minder einfach abschalten. Das funktioniert nicht überall gleich einfach: Bei einer Tiger XC 800 muss die Funktion per Laptop freigeschaltet sein, bei hervorragend bremsenden alten Honda Varaderos fehlt der Abschaltknopf gänzlich. Bei einer BMW F 800 GS funktioniert es auf Knopfdruck am Lenker. Die normale Schaltung bewirkt, dass ein ABS beim Neustart des Motors immer wieder aktiviert wird. Das ist auch gut so.

ABS ist nun auf einer Entwicklungsstufe angekommen, bei der es wie bei jedem Auto (seit 2004) zur Grundausstattung gehören sollte. Im verlinkten Artikel ist beschrieben, dass es noch immer 4000 Motorrad-Unfalltote jedes Jahr europaweit zu beklagen sind. Die ABS-Pflicht ab 2016 bei Neufahrzeugen wird diese Zahl vermutlich deutlich absenken – das wäre ein Erfolg.

 Was Zweifler bisher am ABS störte

Natürlich gab es lange Zeit kein Sport-ABS, weil die Anforderungen im Zweiradrennsport sehr speziell waren. Drifts, die die Elektronik durcheinanderbrachten oder ein ABS am Hinterrad konnten im Offroadsport gar nicht funktionieren. Uns hat auch das ABS am Hinterrad auf der Straße sehr gestört. Wenn man bei Rollsplitt das Pedal nur antippt, fühlt es sich an, als ob jemand mit langsamen Schlägen unter das Pedal eine sinnvolle Bremsung verhindern wollte. Außer im Gelände hat dann die einfache Überprüfung unserer Vorurteile bewiesen, dass so ein ABS neben dem groben Regelmechanismus auch noch einen feinere besitzt, und dass das Bremsergebnis im Vergleich zu ohne ABS absolut in Ordnung geht – besonders auf schnell wechselnden Untergründen. Regennasse Fahrbahnen mit einer Handvoll Splitt oder ein paar Blättern (Reibwertsprünge) – wer kann darauf schon auf Sicht und von Hand reagieren? An Fahren in der Dunkelheit gar nicht zu denken.

Husqvarna TE 449 ist der Technologieträger für das erste Offroad ABS

Offroad-ABS & Perspektiven

In einer Mischung aus etwas Augenwischerei und Fortschritt wird gerade das Offroad-ABS von Husqvarna (bei Geländewagen: schon 2006 erfunden) präsentiert. So was haben Enduristen sich schon lange gewünscht, ein ‚halbes ABS‘ oder ein ABS, das selektiv am Hinterrad abschaltbar ist. Marketingexperten kommen dabei auf die glorreiche Idee, diese Abwesenheit gegen weiteren Aufpreis zu verkaufen … Sicherlich, auch beim Offroad-ABS wird die Radumdrehung des Hinterrades abgetastet und die Blockiergrenzen des Vorderrades wurden den im Gelände üblichen Reibwerten und Umständen angepasst. Auch an der Husqvarna TE 449, dem ersten Offroad-ABS Motorrad, ist das ABS für den Hobby-Enduristen konzipiert. Bei Profis wird davon ausgegangen, dass Sie auch mit einem blockirendem Vorderrrad umgehen können...

Für die nahe Zukunft ist denkbar, das sich künftige ABS Entwicklung in einem Bereich wie die elektronischen Fahrwerks- und Kennlinien-Anpassungen entwickeln werden, das es zu jeder Fahrwerkseinstellung neben der (einstellbaren) Leistungskurve auch verschiedene ABS-Modi geben wird. Sicherlich passieren solche Entwicklungen zuerst im Hochpreissegment (siehe Ducati Multistrada 1200). Zu hoffen bleibt, dass nach und nach auch günstigere Serienmotorräder von solchen Entwicklungen profitieren. Last not least sind alle abschaltbaren ABS-Systeme an Motorrädern aus reinen Sicherheitsaspekten zu Begrüßen. Die Hoffnung bei der ABS-Pflicht ab 2016 liegt darin, dass Preise für die Technik sinken, dass Regelintervalle (und Regelqualität) noch feiner werden und dass am Ende weniger Motorrad-Unfälle durch Überforderung beim Bremsen bleiben.

Wir wünschen allen MR-Leserinnen und Lesern eine sichere Fahrt, erlebnisreiche Feiertage und spannende Tourplanungen für 2012!

Die Red.

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