Im Test: Salewa Micra II Zelt

Salewa Micra II
Salewa Micra II

Klein aber Oho!

Zuerst haben wir das Zelt nicht für voll genommen, doch nun sind wir begeistert. Das Micra II ist für einen Motorradreisenden ein guter Preis-Leistungs-Tipp. Zu Not geht es auch zu zweit.

Trotz dünnem, aber hochwertigen 7001 T6 Alu-Gestänge und er geodätischen Verspannung steht das Zelt äußerst stabil und bietet ausreichend Platz im Apsis. Das Polyester Material lässt es schnell in der Sonne trocknen, der Aufbau ist nach dem ersten Mal kinderleicht. Farblich markierte Stangen und Aufhängeclips erleichtern diese Prozedur. Gewicht (2,5 kg) und Packmaß (40 x 20 x 10 cm) sind so gering, dass das Micra II auch auf der Wandertour dabei sein kann. Wegen den steilen Wänden im Inneren reichen die Innenzeltmaße von 212 x 120 x 102 cm auch für größere Personen aus, ohne dass einem die Zeltwand im Gesicht hängt.

An den kurzen Stirnseiten befinden sich zwei nicht regulierbare Lüfter, das Zelt hat auch nur einen Eingang, was aber bei der Einpersonen-Nutzung kein Nachteil ist. Ein wenig schlapp, trotz Abspannung ist das Außenzelt an den kurzen Stirnseiten. Hier würde eine Schlaufe zum Abspannen (evtl. auch zusammen mit den Lüfterhutzen) Not tun. Die helle Zeltfarbe ist so gewählt, dass es im Frühjahr gänzlich eins ist mit der Umgebung.

Reißverschlüsse sind hochwertig, die Bodenwanne ist hochgezogen und wirkt ausreichend stabil. Für Motorradreisefuehrer.de ist das Micra II ein Tipp für alleinreisende MotorradfahrerInnen, die das Zelt auch mal für eine Alpintour benutzen wollen. Salewa bietet aufwändig geschnittene Zeltunterlagen aus 75D Polyester als Zubehör ab 25 EUR an.

Daten & Infos

Wassersäule: fly 4.000mm, floor 7.000mm
Heringe: Aluminium 7001 T6 9,5 mm
Aufbauzeit: 4,5 min
Innenzeltgröße: 212 x 120 x 102 cm
Gewicht: min 2,2 kg, max 2,5 kg
Packmaß: 40 x 20 x 10 cm
Preis UVP: 160-179,95 Euro

Zeltmaterialien [+]

Besonderes Augenmerk verdient das Gestänge bei Zelten, wenn sie der härteren Gangart ausgesetzt werden. Das Gestänge muss flexibel aber auch bruchfest und dabei leicht sein. Es sollte dem Wind etwas nachgeben, dem Zelt aber seine nachhaltige Form bewahren und bisweilen eine beachtliche Schneelast aushalten.

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Am besten kann das ein hochwertiges Aluminiumgestänge. Renommierte Hersteller sind DAC Featherlite und Easten Alloy. Deren Gestänge verschiedener Durchmesser sind hohl und weisen verschiedene Steckverbindungen auf. DAC Featherlite (auch NFL) hat z. T. hülsenlose Übergänge zwischen den Segmenten, damit es sich leicht durch Gestängekanäle schieben lässt. Easton Alloy zeichnet sich durch hochwertiges Material aus.

Anhand der Werkstoffbezeichnung lässt sich das Herstellungsland und die Härte ablesen: 7075 T6 kommt meist aus Europa, 7001 T6 wird oft in Korea gefertigt. Die Zahl hinter dem T (im Zeltbau meist zwischen T6 und T9), gibt Auskunft über die Härte, Steifigkeit und Elastizität, bzw. die Art der Wärmebehandlung. Je nach Anwendung und Radius, in dem die Stange eingebaut wird kann der T-Wert variieren.

Überzeltmaterialien: Nylon oder Polyester?

Aus welchen Material das Überzelt sein soll ist nicht einfach zu beantworten. Einfache Polyestermaterialien sind meist preisgünstiger als veredeltes Nylon. Frage man den Chemiker, so schneidet im direkten Vergleich und in Reinform Polyester ‚besser‘ ab. Im Zeltbau liegen die Textilen Stoffe aber in stark abgewandelter Form vor, weswegen sich die Eigenschaften stark abhängig von der Veredelung verhalten.

Sprach man Polyester eine Unverrottbarkeit, geringe Dehnung und geringe UV-Empfindlichkeit zu, hatte Nylon beinahe gegenteilige Eigenschaften. Nylon, das für Zelte verwendet wird, ist meist die RipStop-Ausführung, die dadurch reißfest und durch aufwändige Slikonisierung UV-unempfindlicher geworden ist.


MR-Empfehlung: günstige und leichte Polyesterzelte sind für den Sommer ganz praktisch, weil sie leicht sind und schnell trocknen. Wenn der Aufenthalte mehr in kühlere Gefilde und außerhalb von Campingplätzen führt, sollte man über die Anschaffung eines (beidseitig) silikonisierten Nylon-Zeltes nachdenken. Das silikonisierte Nylonzelt kann selbstverständlich auch im Sommer benutzt werden, denn die Silikonbeschichtung wirkt der Versprödung von Nylon entgegen. Sie durchdringt das Gewebe und macht es elastischer, stabiler. Regentropfen verbleiben, ziehen nicht in das Gewebe ein und können abgeschüttelt werden. Manchmal dauert das Trocknen wegen der glatten Oberfläche aber auch etwas länger.

Auch ein Thema: giftige Stoffe und Flammenhemmer (Prop 65)

'Flame retardant' ist auf vielen für die USA produzierten Zelte zu lesen. Diese Flammenhemmer in PU Materialien sind erwiesenermaßen krebserregend. Kalifornien hat dazu eine Kennzeichnungspflicht („Prop 65“, oder ‚Proposition 65‘) eingeführt. Es wird empfohlen die Zelte gut zu lüften, sie gar mit Handschuhen aufzustellen und nicht in ihnen zu kochen. Einige Hersteller wie Exped, Hilleberg oder Fjällräven verzichten seit geraumer Zeit auf diese Stoffe. Hier eine Liste von Herstellern, die Flammenhemmer vermeiden.

Materialinfo zusammengefasst:

Nylon (Markenfaser aus Polyamid): höchste Reiß- und Scheuerfestigkeit, Nachteil: Dehnung und UV-Empfindlichkeit, wenn nicht beschichtet. Die RipStop Verarbeitung und Silikonbeschichtung erhöht die Reißfestigkeit und minimiert die Nässedehnung. Eine Silikonbeschichtung (Mehrfachbeschichtung mit Si-Elastomer) minimiert zwar die Wassersäule, erhöht aber die UV-Beständigkeit – den größten Feind des Zeltes.

  • UV-Beständigkeit
  • Hohe Reißfestigkeit
  • Veredelt sehr robust und leichter als Polyester
  • Wassertropfen gut abschüttelbar bei SI-Material
  • Muss innen besser belüftet werden als Polyester (Kondenswasser)
  • SI-Zelte müssen an den Nähten nachgedichtet werden

Polyester: gute allround-Eigenschaften, wenig Wasseraufnahme (trocknet schnell) allerdings wegen statischer Aufladung zum Teil schmutzempfindlich. Günstig und leicht, wenig Nässedehnung, hohe UV- und Verottungsbeständigkeit. Flattergeräusche sind lauter als bei anderen Zeltmaterialien.

  • Preisgünstig
  • Geringe Entflammbarkeit
  • Schnelltrocknend
  • PU nur oberflächlich aufgetragen (Haltbarkeit)
  • teilweise giftig mit Flammenhemmern behandelt