von Markus Golletz
EICMA Highlights November 2023
Zum 80. EICMA Jubiläum: die News 2023/2024
Italien hat das Corona-Loch bei den Motorradmessen nie so erlebt, wie beispielsweise die Intermot, Dortmund oder i-Mot. Daher geht es im November 2023 mit Volldampf weiter. 2036 verschiedenen Marken, 1600 Aussteller, die Hälfte aus dem Ausland, registrierten die Veranstalter in Milano diesmal. 19 % mehr Besucher als letztes Jahr (563.848), das ist der bisherige Bestwert passend zum Jubiläum.
Die oben abgebildeten Aprilias sind übrigens 10 Jahre alt, standen aber anscheinend Pate bei der neuen Ducati Supermono 698.
Unser Focus: Enduros mit Verbrennern (Teil 1) und alternativen Antrieben (weiter unten).
Ein Eye-Catcher ist die neue Einzylinder Ducati Supermono: Da die Roten aus Borgo Panigale auch wieder in den Motocross-Sport einsteigen, ist zunächst schon mal ein Straßen-Einzylinder dran. Die Supermono leistet 77,5 PS / 63 Nm und ist mit umfassender Elektronik ausgerüstet wie 'Slidecontrol' und 'Wheelie assist'. Preise beginnen in Deutschland knapp über dem Level der KTM 690 / Husky 701 bei 12.390 €. Mit Zubehör wie Quickshifter und Farbvarianten RVE ist man schnell bei 13.390 €. Die Wartungsintervalle lieben bei 15 tkm und Serviceintervalle bei 30 tkm. Für den Zylinderkopf hat Ducati in das Zweizylinder Desmo-Regal gegriffen und Anpassungen unternommen. Das Motorrad ist komplett neu konstruiert und erinnert uns an das Aprilia Dorsodur-Design.
Blau-Weißes wird man wenig sehen auf der EICMA, da BMW Ernst macht und sich das Geld für einen Messeauftritt weiterhin spart.
Leichter Motor mit Desmodromik und langen Wartungsintervallen. Da kann KTM sich warm anziehen. Eine Enduro steht noch aus!
Optisch erinnert der Einzylinder auch an die Aprilia Dorsoduro-Modelle, wirkt aber mit seinen 151 kg trocken, viel filigraner und leichter.
Infos: Motorradonline oder EICMA
Zwei neue Suzuki V-Strom 800 Modelle:
V-Strom 800 DE und die V-Strom 800 Touring schließen nun die Lücke der V-Motoren betriebenen 650er und 10050er. Die Big V-Twins bleiben den größeren Modellen vorbehalten. Die Touring 800er sind mehr auf den Einsatz auf der Straße ausgerichtet, hier kommen Gussfelgen zum Einsatz, Handprotektoren sind nur der DE-Version vorbehalten. Auf den neuen Motor (776cc Parallel-Twin-Motor mit DOHC und 270-Grad-Kurbelwellenvesatz) setzt Suzuki viel, er wird vielleicht schon bald andere Modelle befeuern. Beide 800ter haben eine Drive-by-Wire-Drosselklappe, einen bidirektionalen Quickshifter und das Suzuki Clutch Assist System (SCAS). Bei der Federung setzt Suzuki auf eine neue 43 mm Showa SFF-BP (Separate Function Fork – Big Piston) USD Vorderradgabel und einen Gasdruck Showa-Hinterraddämpfer mit einer fernbedienbaren, handbetriebenen hydraulischen Federbein-Vorspannungsverstellung (!).
Rollen tun beide Modelle auf extra entwickelten Dunlop D614 Reifen, mit einer 19-Zoll-Vorder- und einer 17-Zoll-Hinterrad, die DE hat ein 21 Zoll Vorderrad. Gussfelgen und Schlauchlosbereifung gibt es an der Touring, Kreuzspeichenräder an der offroaderigen Variante. Insgesamt ist das V-STROM 800 Design eckiger geworden, der unverwechselbare Adventure-Schnabel ist natürlich geblieben.
- Auch anschauen: Werksteam mit Ténéré 700 oder die Explore und Extrem Versionen mit unterschiedlichen Federwegen.
Die BCX 300 Benelli-Einzylinder stehen das 2. Mal auf der EICMA, ohne dass eine bisher in Deutschland ausgeliefert wurde, gleiches gilt für die Kove Enduro 800 X Rally auf der Messe, mit nur einer Bremsscheibe vorne: im Katalog: 2x 310 mm Bremsscheiben und 183 kg Gewicht. Das glaubt man erst, wenn man es gefahren hat.
Italienische Motorräder
Moto Morini Milano | Was für ein Name. Rein optisch versucht die in letzter Zeit öfter verkaufte Firma Moto Morini einen neuen Eyecatcher zu platzieren. Das scheint angesichts des wuchtigen V-Motors gelungen. Interessanterweise ist der 87° V-Twin 1200 Corsa Corta EVO Motor im Prinzip noch ein Werk von Franco Lambertini, dem Senior Motor-Konstrukteur, den er 2004 der Öffentlichkeit präsentierte. Wir besuchten Moto Morini 2009 in und 2013.
MV Agusta bringt eine LXP Orioli für 30.000 € in limitierter Auflage der Nobelenduro, die zwar eine 'Lucky Explorer sein soll, aber aus Markenrechtlichen Gründen so nicht heißen darf.
Doch was ist die 'Milano' für ein Motorrad? Der kernige V2 setzt auf moderne Formensprache, wirkt aber irgendwie unprätentiös. Das kann man unten im Video sehen.
Bei Ducati war das noch nicht alles, es gibt eine weitere Version der Luxus-Reiseenduro DesertX Rally. Im Video wirkt sie, wie ein viel kleineres Motorrad, doch die technischen Daten und Preise sprechen eine andere Sprache: Ab fast 22.000 Euro geht es los mit der 90 V-Twin Enduro, die Öhlins-Fahrwerk mit 250/240 mm Federweg, 21 l Tank, und einem Trockengewicht von 203 kg (!).
Moto Guzzi Selvio! Reiseenduro mit wassergekühltem Motor und 170 mm Federweg. Hier im Video und hier zu sehen.
Öffnungszeiten und Hallen
8 Hallen öffnen am Mittwoch, zwei davon für Motive-Veranstaltungen, insgesamt 2 Hallen mehr als letztes Jahr. Da geht es praktisch zu, es kann zugeschaut oder selbst gefahren werden. In Italien immer ein ganz besonderes Erlebnis.
- 7. November: Pressetag: 8:30 – 18:30 Uhr
- 8. November Fachbesuchertag: 8:30 – 18:30 Uhr
- Regulär: 9. bis 12. November von 9:30 – 18:30 Uhr.
Vom Messe sind gute Bahnverbindungen in die Innenstadt vorhanden.
- Aussteller-Katalog
- Ein leider etwas sexistischer EICMA 23' Rundgang mit vielen Neuheiten von 1000PS.at
Fortsetzung und vor allem E-Enduros folgt in Kürze unter diesem Text!
Hallenplan & Motolive EICMA 2023
Zero kommt gleich mit 4 neuen E-Motorrädern auf die Messe. Die meisten sind grundlegende Updates. Uns interessiert die FXE, die im bewährten Supermoto-Fahrwerk und per Ladegerät optional verbesserter Ladetechnik daherkommt. Das Model wurde 2018 eingeführt und seit dem behutsam Modell gepflegt. Technisch wurden die 'kleinen' wenig verändert. Das futuristische Design stammt von Huge Design.
Die FXE oder die FX (Enduro-Version) testen wir im Frühjahr 2024 auf Motorradreisefuehrer.de. Diese Modelle bringen es fast sicher immer auf 100 km Reichweite. Die Ladezeit hat sich durch bessere Schukostecker-Ladegeräte verbessert. Mit dem Schnellader sinkt für die FXE die Ladezeit von 9,2 auf rund 3,5h.
Neu sind die Modelle S, DS (A1 Führerschein), sowie die A2-Bikes DSR und SR (umfangreich überarbeitet) und die DSR/X Black Forest.
Zero bedient mit den Neuerungen auch alle drei Führerschein-Klassen A, A2*und A1. Bei den neuen A2*-Motorrädern ist zudem ein Upgrade auf mehr Leistung und damit in die Führerschein-Klasse A möglich. Die FXE wird mit 11 kW angeboten und kostet, ja, dann doch: 14.000 €. Ein Schnellladegerät, das zum Laden mitgeführt werden muss, kostet 885 Euro extra.
Der E-Scrambler Velocifero Race X macht optisch einen guten Eindruck, rollte auf kleinen 15/17 Zoll Rädern und wird von einem 7000W / 72V Radnabenmotor angetrieben. Geladen wird das 153 kg Bike (gemächlich) innerhalb von 2,5 Stunden an der Steckdose, soll wahlweise auch an Wechselstrom-Ladesäulen (Zusatzkabel erforderlich) ladbar sein. Das ausschließlich über Online-Kanäle vertriebene Bike stammt aus China. Die italienische Fantasie-Marke geht auf den Rennfahrer Leopoldo Tartani zurück, dessen Markenrechte anscheinend eingekauft wurden. Mit 7600 Euro Einstandspreis ist so eine ‚125er‘ deutlich zu teuer.
Auch Fantic versucht weiter, elektrische Handelsware aus China auf der Messe anzubieten. Unter dem Projekt E-Motard-Concept wird eine kleine Supermoto vorgestellt, die es mit einfachem Stahlrahmen und Supermoto-Bereifung auf leichte 95 kg bringt und bis zu 130 km weit fahren soll.
40 Jahre Ninja, jetzt teil-elektrisch
Besonders erwähnenswert halten wir den seriösen Versuch von Kawasaki, ein Hybrid Motorrad auf den Markt zu bringen, das wirklich schon fertig ist: Die Z 7 Hybrid ist optisch eine Nina, die mit reichlich Drehmoment und langem Radstand aufwartet und die Kraft ihrer beiden Motoren kombinieren kann. Mit ihr ist, angelehnt an die Auto-Technik, eine E-Reichweite von rund 12 km (vMax 65 km/h) und einem E-Boost Modus, der den 451ccm Reihen-Zweizylinder kurzzeitig unterstützt. Das soll laut Till Ferges (Tourenfahrer Dez. 23, aktueller Test) gut funktionieren. Der Spritverbrauch sinkt im gemischten Verbrauch unter 4 Liter. Der Elektromotor ist permanent über die Getriebewelle mit dem Verbrenner im Eingriff und wird durch ihn geladen. Eine externe Lademöglichkeit ist leider bisher nicht vorgesehen.
Ninja Kawasaki Hybrid: Das 40-Jahre-Ninja-Jubiläum feiert mit zwei Herzen: Verbrenner & Elektro
- Weitere Elekto-News spielten sich oft mehr im Roller-Bereich ab.
(Foto: MOTORRAD, Roayal Enfield)
Weitere interessante Motorräder: Royal Enfield baut eine Himalayan 450 für unter 6000 €, Beta baut eine Alp mit wassergekühlten 350er mit 35 PS, und auf der EICMA wurde eine vielversprechende Royal Enfield Electric 'Himalayan Him-E Testbed' enthüllt.
Nicht vergessen! Agnello Treffen 18.1.2024
Die Initiatoren waren auf der EICMA vertreten. Das Treffen findet schneesicher bei Chianale am Agnello-Pass statt.
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