von Markus Golletz
Produktionswechsel bei MV Agusta: Loncin oder QJ?
Was passiert eigentlich bei MV? Lange hatten wir einen guten Draht dorthin und seitdem Daniele Torresan und Udo Dörich dort nicht mehr so oft zugegen sind, schlief der Kontakt ein. Alessia Riboni versorgt uns mit Neuigkeiten, aber wirkliche News gab es eine Zeit nicht mehr. In einer Vor-Corona-Krise schwieg man sich aus, wieviele (oder ob überhaupt) Motorräder in Schiranna gebaut wurden.
Jetzt gibt es einen Paukenschlag über die, wie sollte es anders sein — chinesischen Kooperationen am Lago di Varese.
Loncin oder QJ?
Kleinere MV Modelle, etwa zwischen 350 und 500 ccm (Zwei- und Dreizylinder), sollen aus China kommen. Auch wenn das russische Management in Person von Timur Sardarov lange Gerüchte zurückwies, MV stünde zum Verkauf, steht MV in Verhandlung mit chinesischen Großserienherstellern. Das KTM auch mit verhandelt, das verwiese der CEO in das Reich der Phantasie.
Das vorläufige Endergebnis scheint nun zu sein, das anstatt mit Loncin doch QJ, die langjährigen Benelli-Eigner in die Kooperation einsteigen soll.
Von anderer Stelle wissen wir, das dort, bei Li Shufu schon längst eine elektrische Zukunft im Motorradbereich begonnen hat, Europa scheint nur noch nicht reif dafür.
MV Agusta hat eine lange bewegte Geschichte hinter sich, die jüngere haben wir hier in diesem Blog begleitet: von der Kooperation mit Husqvarna, von Zupin, Udo Dörich, AMG, Harley-Davidson, über die Pleite von 2017, dem Zeitpunkt als Black Ocean (Timur Sardarov) die Firma übernahm. Die Castiglionis sind weg vom Fenster und nun passiert das, was mit vielen großen italienischen Namen passierte. Die Kapitalknappheit gleichen chinesische Firmen aus und allmählich wird auch die Produktion dorthin verlegt.
Man kann gespannt darauf sein, ob es MV nun gelingt, eine Kooperation mit Loncin, Bajaj oder, eher wahrscheinlich mit QJ Modelle einzugehen und Modelle im mittleren Hubraumsegment herzustellen. Ob die dann noch den Chick einer Edelmarke haben werden oder eben den Massenmarkt bedienen, ist fraglich. Insofern wirkt auch das neue Management inkonsistent, den genau das, wollte man vor kurzer Zeit noch nicht.
Heute ist die Rede von einem Sporttourer oder gar einer Cagiva Elefant Neuauflage, einer Crossover-Version mit MV-Branding, das mit einem 950er Motor auf den Markt kommen könnte.
Mit Cagiva, Castiglioni, Giovanni, Varese (das eigentlich nur ein Akronym des Firmengründers ist), und seinem Elefanten, die anno 1985-91 mit Ducati Desmo Motoren bestückt waren, war man bei der Paris-Dakar Rallye 1987 mit Hubert Auriol beinahe aufs Treppchen gefahren, wenn nicht eine Verletzung ihn darin gehindert hätte. Die 750 Cagiva Elefant holte aber 1990 den begehrten Titel, im Sattel derItaliener Edy Orioli.
Bisher war es in jedem Fall angenehm zu sehen, wie kooperativ italienische Marken zusammenarbeiteten.
Hoffen wir, das es mit den asiatischen Kooperationen so weitergehen kann.
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