Allein wichtig ist, aufzubrechen

Traumtouren mit dem Motorrad

Die britische Autorin Colette Colman organisiert beruflich Motorradreisen und durchkreuzte so in der Vergangenheit fünf Erdteile. Zu Ihrem Buch, das im Original 2008 im englischsprachigen Raum erschien, schreibt Ted Simon im Vorwort: „… Allein wichtig ist, aufzubrechen …“ und „Es gibt keine fremden Orte, nur fremde Besucher.“

Dieses Motto trift den Kern dieses aus dem Englischen übersetzten Bilderbuches sehr gut.
„Das Buch richtet sich an alle jene, die ‚world wide‘ Motorradziele suchen, die zwar exotisch, aber leicht zu bereisen sind,“ schreibt die Autorin in einer Mail an MR. Abgebildet sind nicht ihre eigenen Geschichten, die Storys sind aber so aufbereitet, dass die Reise mit dem Motorrad innerhalb eines Zeitfensters von 2-3 Wochen zu machen ist. Wichtig war der Autorin auch, dass alle Reisezeile politisch sicher und von Europa aus erreichbar sind. Das Konzept ist es, mit dem Flugzeug oder dem eigenen Bike im Cargo Flieger anzureisen und die Reise mit einem normalen Urlaubskontingent durchführen zu können, denn nicht jeder (Welt-)Reisewillige kann ein ganzes Jahr dafür loseisen.

Das Konzept des Buches erklärt auch, das nur 7 der abgebildeten Fotos von der Autorin und ihrem Mann stammen, alle anderen Bilder sind von Agenturen dazugekauft. Das ist nicht weiter schlimm, nur macht es den Texten schwierig, Authentizität herüberzubringen. Der Text passt eben nicht 100%ig zu den Bildern. Dementsprechend ist auch der Schreibstil: Colette Colman schreibt als auktoriale Erzählerin (allwissend), oft auch im Imperativ und ‚weiß wo es lang geht‘, wie man es von einem Tourguide erwartet. Genau das ist die Autorin auch von Beruf, die auch im kommenden Jahr über ihre Webseite organisierte Reisen anbietet.

Reisepraktisches sind den Touren unter der Überschrift 'Wann & Wie' (mit Routenskizze) zugeordnet. Allerdings sind diese Daten wenig aufwendig recherchiert, denn sie beginnen bei allen Touren mit dem Satz: „Man kann problemlos mit der eigenen Maschine einreisen.“ Wer einmal in Australien war, weiß dass das nicht so ohne weiteres stimmt und dass die Einreise des Bikes in einer speziellen Box und die für Australien typische ‚Motorrad-Dekontamination‘ etwas Zeit in Anspruch nehmen kann.
Der Stärken des Buches liegen deswegen eindeutig auf der Auswahl der interkontinentalen Routen: In Afrika: Marokko, Kenia Namibia und Südafrika, in Amerika: Alaska, Kanada, USA, Mexiko, Costa Rica, Chile und Argentinien, in Asien: Sri Lanka, Indien, Nepal, Thailand, Vietnam, China und Mongolei. Über Australien und Neuseeland schreibt Colette Colman 4 Storys, u. a. über die Neuseeländische Südinsel, die Great Ocean Road und über Outback Routen.

In Europa wartet die Autorin mit Island, Türkei aber auch für uns naheliegenden Zielen in Deutschland, Südeuropa und den Englisch sprechenden Staaten auf. Dort kommen die Texte von Colette auch am authentischsten rüber. Die Storys sind eher als Teaser zu verstehen, es stehen einige Bilder, aber meist nur eine Textlänge von 3 bis maximal 4 Seiten zur Verfügung. Genau so sollte man sich von dem Buch auch inspirieren lassen: Als Appetitanreger für weltweite Motorradreisen.

Colette Coleman ist seit ihrer Jugend motorradbegeistert, und das kam so:

„Ich erlebte meinen Hauch von Abenteuer Motorradfahren als Teenager, als ich mit einer zweitaktenden, kastanienbraunen Yamaha FS1E durch die Yorkshire Dales gondelte. Es war mir egal, ob mir das Gesicht vom Nordwind einfror oder der Geruch von verbranntem Zweitakt-Öls um die Nase wehte, wichtiger war die Erkenntnis, dass ich mit meinem Bike überall hinkommen konnte. Es begann eine Liebesbeziehung mit Motorrädern, die bis heute andauert.“ Als entscheidend für die Gesellschaftsfähigkeit von Motorradreisen empfindet Colette, die Abenteuer von Ewan McGregor und Charley Boorman, die das Abenteuer Motorradfahren zu Mainstream-TV brachte.

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