von Markus Golletz (Kommentare: 1)
Ratgeber wild zelten - Jedermannsrecht?
Wildcampen: Abenteuer unter freiem Himmel

Ob aus der Not heraus oder aus freien Stücken: Camping auf öffentlichem oder privatem Grund ist gar nicht so verboten, wie man landläufig denken mag. In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es eine Ausnahmeregelung, die dem Jedermannsrecht in Schweden ähnelt und außerhalb der Schutzgebiete einen Tag ‚wildes‘ Camping erlauben. Der Zelt-Hersteller Wechsel hat ebenfalls einen Ratgeber herausgegeben, der eine nicht unbedingt rechtsverbindliche Übersicht der Lage in den Ländern Europas beschreibt.
Erlaubt ist ‚wildes Zelten‘ oder ‚freies Zelten‘ unter bestimmten Voraussetzungen in Schweden, Norwegen, Irland, Estland, Lettland und Spanien. Auf Island ist das Recht wegen gehäufter Ordnungswidrigkeiten kürzlich eingeschränkt worden. Besonders im Süden darf nun nicht mehr in der Nähe von Siedlungen gezeltet werden. Auch in Frankreich ist trotz zahlreicher 'camping sauvage interdit' Schilder etwas möglich. Nicht unbedingt an viel besuchten Stränden, aber zur Saison in den Bergen wird oft ein Auge zugedrückt.
In Deutschland kann man praktisch auch überall draußen schlafen (Ausnahme: Naturschutzgebiete), es sei denn, man verwendet ein Zelt. Dann gelten andere Bedingungen. Besonders Bayern gibt sich in alpinen Region sehr liberal. Näheres dazu lesen Sie bei Bergzeit.de (Link unten). Schlechte Karten haben Wildcamper hingegen in Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland.
Bergzeit.de: Beste Zusammenstellung für private Camper in Europa
Campz.de: neuste Recherche zum wild- und alternativ Zelten in Europa 2021
So wird im Wechsel Zelte-Ratgeber Italien mit dem kurzen Satz abgehandelt, dass dort wildes Zelten generell verboten sei. In der Praxis hatten viele Wildcamper dort aber selten rechtliche Probleme oder schlechte Erfahrungen gemacht. Wie kompliziert die Situation ist, welches Studium welcher Gesetze angesagt wäre, kommt im Ratgeber jedoch gut heraus. Das Wichtigste bei der Schlafplatzsuche unter freiem Himmel ist immer, dass man Mensch und Natur nicht nachhaltig stört und den Platz am besten wie unberührt hinterlässt, so klappte es bisher auch wunderbar in Italien.
So heißt es in der DAV-Zusammenfassung zum Biwakieren in den Bergen:
Biwakieren: Übernachten für eine Nacht ohne Zelt, unter freiem Himmel oder in einem Iglu: "Ein Notbiwak ist grundsätzlich überall erlaubt."
Schweiz: Oberhalb der Waldgrenze und außerhalb von Schutzgebieten ist rücksichtsvolles Campieren in einigen Kantonen in der Schweiz erlaubt.
Österreich: Hier sind die Regelungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Im Wald grundsätzlich verboten, doch im ‚Ödland‘, oberhalb der Baumgrenze, ist wiederum alpines Biwakieren oder das Notbiwak erlaubt. Voraussetzungen dafür sind oft Dunkelheit, schlechtes Wetter, Verletzung oder andere nachvollziehbare Gründe.
Wildes Camping ist in Italien durch regionale Gesetze geregelt. Oft wird es kurzzeitig toleriert, wie z. B. in Piemont, Ligurien, Sardinien oder Lombardei. Mancherorts lohnt der Anruf bei der zuständigen Gemeinde (ital.: 'Commune', möglichst 24 h vorher) oder die zuständige Naturparkverwaltung. Es können Sondergenehmigungen für Kulturorganisationen oder gemeinnützige Vereine bis zu einer Dauer von 15 Tagen ausgestellt werden. Was meistens geht, ist auch hier das Biwakieren im Hochgebirge, jenseits der Baumgrenze. Ansonsten: Privat fragen kostet nichts und Müll mitnehmen ist Ehrensache.
Wild Zelten Übersicht Europa (Campz)
Wo zelten?
Das World Wide Web macht es möglich, auch hier Wünsche Gleichgesinnter zu bündeln. Es gibt einige Webseiten, die sich mit Privatvermietungen von Gärten, Feldern und Brachen beschäftigen. Meist liegen die sogar abseits des Trubels. Natur nahe Plätze, kleine Campingplätze, private Campingplätze 'a la ferme' oder Campingmöglichkeiten für verschiedene Gruppen werden angeboten. Nicht vergessen, man kann auch selber etwas anbieten.
- Beyoundcamping: Trecking-, Biwak- und Wasserwanderplätze in Deutschland
- Campwild.org verzeichnet Schutzhütten, Shelter und Übernachtungsplätze in Deutschland. Nutzerinengepflegt. Portal von Markus Zöllner
- ODS Schutzhüttenkarte: Notübernachtung möglich
- Neuer Ratgeber Wild-Zelten bei Campz.de: Aktuelles aus 2021 recherchiert zum Theme wild zelten. Deren interaktive Karte siehe oben!
- 1nitetent.com verzeichnet deutschlandweite private Zeltmöglichkeiten, verbunden mit Freizeit- & Wohnprojekten, erster Tag meist kostenlos.
- www.campspace.com (ehemals Geocampr.com): Portal mit fairen Preisen und gutem Angebot, Schwerpunkte Portugal, (!) Frankreich, Italien und Slowenien. Zu finden sind hier auch Baumhäuser, private Garten- und Sport-, (Surf-) Campingplätze, etc. Initiatoren sind die Campingweltmeister: Niederländer.
- Aus Jedermannsland.de wird 2023 Onenightwild.com. Ursprünglich von Leonie Wendel als Bachelorarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar konzipiert, übernimmt nun Benjamin Halmai das Projekt unter anderem Namen. Es zeigt Camping- und Biwakplätze, wo es möglich ist. Die Anzahl ist stattlich und kann auch Nutzerinnen gepflegt werden. Eine Kartenübersicht gibt es hier.
- www.campinmygarden.com | (Englischsprachige, vermutlich nicht mehr aktualisierte Seite, nur als http erreichbar, kein Google API). Verweist auf Campspaces.com, ist derzeit nicht mehr erreichbar.
- www.gardensharing.it | Schwerpunkt Italien, naturnahe Plätze, preislich nicht immer ein Schnapper, aber oft auch mit angeschlossener Gastronomie
- Pfadfinder-Häuser und Lagerplätze | Viele Plätze und Ansprechpartner ausschließlich in Deutschland. Nachfragen lohnt sich.
- www.kleinecampingplaetze.de | gutes Angebot in Frankreich, Niederlande und Italien, einfache Menüführung, viele ‚normale‘ Plätze dabei. Ins Leben gerufen von den ACSI Camping Carnet Anbietern.
- Trekkingplatz statt Campingplatz: Geo gibt Auskunft zu Campier, Biwak und Trekking-Übernachtungen in Deutschland
- Campings a la ferme in Frankreich: Hier gibt es viele einfache Höfe für Zelt- oder Camper (WoMo) Übernachtung. Leider haben wir kein einheitliches Verzeichnis gefunden. Google Maps hilft bedingt mit den richtigen Suchabfragen. Fermes gibt es hier oder bei France-Passion.
- Eine gar nicht mal so alte Rezension zum gleichen Thema zeigt, wie flüchtig das Internet ist. Manche Seiten werden auch einfach weggekauft.
- Hier hat man die Befürchtung, das einige dort beschriebenen Webseiten bereits weggekauft wurden vom Markt.
- Hilft auch weiter: Flosm POI Karte Campingplätze oder die empfehlenswerte POIsearch-Seite searchosm.com (findet Campingplätze, Toiletten, Trinkwasserstellen, derzeit nicht mehr erreichbar, daher besser Flosm)
- Gute Verzeichnisse, mehr in Richtung WoMo-Stellplätze bieten z. B. die Verzeichnisse von iOverlander, ACSI, und Campercontact
- Archiseurocampings.eu: POI-Sammlung (*.kmz, 32000 Plätze) jedweder Campingplätze und Smartphone-App (2,99 €)
Tipps für legales privates Übernachten
- Spiegel: Wildcampen nach Corona,
- Wildes Zelten Ratgeber Bergzeit.de
- Download des Wechsel-Zelte-Ratgebers
- Camping Informationen Italien auf Trekking.it (ital.)
- Biwacke (bivacco) im italienischen Hochgebirge (Maps)
- Microadventures by Joachim Bardua (outdoor-lights.eu)
- Schutzgebiete in Deutschland: hier darf man meist nicht Zelten
- Frankreich: privat oder wild Zelten
- Trekkingplätze in der Eifel
Kommentare
Kommentar von Sonja Weber |
Hallo, wildes Zelten kann in Italien schnell sehr teuer werden. Wir haben auf Sardinen in einer dreier Gruppe wild gezeltet und wurden morgens vom Ordnungsamt begrüßt. 250 Euro Strafe pro Person ... Man sollte also unbedingt mit der Verwaltung klären wann und wo man wild zelten darf. Wir haben daraufhin jedoch einige Plätze gefunden, wo tatsächlich wild gezeltet werden kann und haben dies jedoch vorher immer mit dem Ordnungsamt geklärt. :-)
Viele Grüße
Sonja
Antwort von Markus Golletz
Sonja,
das wundert mich sehr. Ward ihr in einem Naturpark oder anderweitig geschützten Gebiet?
Wenn du noch Tipp hast, gerne auch hier.
Wir haben auf Sardinien gerne auf Picknickplätzen übernachtet, wo augenscheinlich auch Leute vor uns mal waren. Das gab keine Probleme, schon lange nicht mit den Einheimischen. Aber genaugenommen gibt es je nach Region in Italien unterschiedliche Gesetze, die das regeln.
Viele Grüße,
Markus
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