Fast alle Vespas seit 1946

Vespa 946: nur 1600 wurden gebaut. Design (auch) von Emporio Armani
Vespa 946: nur 1600 wurden gebaut. Design (auch) von Emporio Armani

Art of Vespa vervollständigt beim Motorbuchverlag eine Reihe der "Art of-Reihe". In diesem Fall ist Piaggios Evergreen (und Cashcow) die Vespa an der Reihe. Während Ape auf Italienisch 'Biene' bedeutet, ist die Vespa natürlich die Wespe - das schlanke, sportliche Pendant zur Arbeitsbiene.

Der spätere Besteller 'Vespa' wurde am 23. April 1946 zum Patent angemeldet. Ihr Konstrukteur, Corradino d’Ascanio hatte vorher Hubschrauber gebaut und stand nun vor der Aufgabe ein günstiges und zugleich universelles, robustes Fahrzeug zu bauen, das auch Frauen kaufen würden. Das alles passierte in einer Zeit, als Europa am Boden lag und man schnell bezahlbare Innovationen im Fahrzeugbau brauchte.
So wurden erstmalig Pressblechteile, wie im Automobilbau verwendet und ein luftgekühlter Zweitakt Einzylindermotor. In der ersten Serie hatte die schicke Vespa promt Kühlprobleme, denn unter die dicken 'Kotflügel-Backen' der Vespa gelangte nur wenig kühle Luft. So baute man als erste Modellpflege eine Kurbelwelle mit Luft-Ventilatorrad und schlitzte den Kotflügel für besseren Lufteinlass.

 
Im Buch findet man nicht nur die erste Vespa, die 'Paperino', das Entchen. Verniedlichungen hatten Konjunktur im Italien der Nachkriegszeit. Fiat Topolino (das Mäuschen), Ducati Cucciolo, (das Hündchen), etc., gab es ebenso.
 

Genaugenommen stammt das vorliegende Buch 'Art of Vespa' von einer Redaktion: Das Motorbuch-Lektorat und Roberto Ferri stellten es aus einer einer Reihe von italienischen Magazinbeiträgen und dem 'Typenkompass Vespa' von Thilo Kozik und Norbert Meiszie, zusammen.

Es schlägt sich in dem Band also nieder, was an italienischem Material zur Verfügung stand. In der Art of-Reihe sind bei Motorbuch im Automobil-Bereich bereits einige Bände erschienen, wie "Art of Mopar", "Art of Mustang" oder "Art of Porsche", im August 2018 folgt "Art of Classic Sports Cars" und im Oktober ein Motorrad-Band mit dem Titel "Art of Classic Bikes". Hier befasst sich zudem eher mit klassischen Fahrzeugen und zwar hauptsächlich mit derem Schauwert, nicht so stark mit einer lückenlosen Dokumentation. Deshalb fehlen die kleinen 50ccm Vespas aus diesem Jahrhundert, wie Vespa ET, Primavera, Sprint, etc. leider vollständig.

Ebenso lohnt der Blick auf Vespa Kopien und Lizenzbauten wie Wjatka oder Vyatka (UdSSR), Bajaj und LML, aber das ist sicherlich ein anderes Thema.

Autor Roberto Ferri hat zusammengetragen und vermutlich fotografiert. Einiges an historischen Materials, aber auch etliche Sammlerstücke unterschiedlichsten Zustands wurden vor den weißen Karton-Hintergrund geschoben und in totale und Detail abgelichtet. Nicht alle Bilder sind geniale Schüsse, auch das Layout und die Typografie ist auch von der Lesbarkeit etwas gewöhnungsbedürftig. In 13 Kapiteln rückt man den Modellreihen zu Leibe, dabei geht es eher um die Zeiträume und Stückzahlen, als um die damalige Verfügbarkeit in den verschiedenen Märkten der Welt und Europas. In einem überdimensionierten schwarz-weiß-rot-grün Kasten werden jeweils wichtige technische Daten, Produktionszahl, Leistung etc. genannt, dann folgen Portrait- und Detailbilder der jeweiligen Vespas. Unfassbar, welche Stückzahlen realisiert wurden. Uns gefiel am besten die Rally 200 und die schlichte Vespa 125 Nuova, noch ohne Handschuhfach, aber mit Rundscheinwerfer am Lenker von 1976.

Insgesamt ein anschauliches und informatives Buch mit viel Bildern, gut recherchiertem Hintergrundwissen und Liebe zum Detail, aber kleinen Schwächen in der Gestaltung. Den Preis mit 39,90€ finden wir um mindestens 5€ zu hoch gegriffen.

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