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Kurz und klein, aber dicht: Nordisk Lofoten ULW im Vergleich
Kurz und klein, aber dicht: Nordisk Lofoten ULW im Vergleich

Ein Zelt so klein wie eine PET Flasche - nur leichter

Nordisk verkauft das leichte Lofoten Einbogenzelt in zwei Varianten. ULW steht dabei für Ultra-Leichtgewicht und das wird auch sehr beeindruckend umgesetzt. Weniger geht kaum, leichter auch nicht. In der Test Ankündigung haben wir die wichtigsten technischen Daten genannt. Nun ist die Praxis dran.

Das Lofoten Zelt ist in aufwändiger Doppelwand Technik konstruiert, die Heringe bestehen nur aus gebogenen Draht, als Spanner fungieren Gummiringe. Wem das alles zu labil wird, dem stellt Nordisk ein feines Bonuspack zur Verfügung, in dem auch abgerundete Aluminium T-Profil Heringe zu finden sind. 

In der Dunkelheit des ligurischen Küstengebirges bauten wir das Zelt das 2. Mal auf. Dabei ist es gut, die kleinen Kniffe zu kennen, es also einmal bei Helligkeit gemacht zu haben. Im Prinzip geht der Aufbau ganz einfach, es ist nur eine Rundbogenstange einzufädeln. Am Fußende sorgen zwei weitere eingenähte Versteifungen für Stabilität und Abspannpunkte. Der Rest wird mit Heringen und Abspannleinen bewerkstelligt. Für den Eingang gibt es noch bei Bedarf eine kurze Aufstellstange. Das Innenzelt (an der höchsten Stelle 70 cm) kann auch alleine aufgebaut werden.

Danach stand das Zelt wie eine 1. Nur das Innenzelt kann zwischen Rundbogen und Fußende etwas durchhängen - konstruktionsbedingt. Hier fehlen Anknüpfungs- oder Einhängpunkte. Wir empfehlen übrigens die ULW 2 Version, weil das Innenzelt selbst dann nicht sehr breit ist und das mit hinein genommene Gepäck etwas sicherer steht. Der Platz- oder Gewichtsgewinn zum ULW 1 ist marginal.

Die Zellmaterialien - so dünn wie Papier - sind eine Nordisk Erfindung. Das Rip-Stopp-Gewebe 7-Denier Nylon mit genau definierter, aber nicht überdimensionierter Wassersäule geben ausreichend Schutz und Reißfestigkeit. Die hochwertigen Aluminiumstangen haben sehr kurze Segmente, die Dyneema Abspannleinen wiegen fast nichts. So kommt ein Zelt für eine Person (Zwei Personen sind möglich, sind aber nicht empfehlenswert) zustande, das sich sehen lassen kann. Das Motorradgepäck fand nur knapp darin Platz, im Sommer ist aber so einiges möglich. Die Nächte darin sind gut belüftet und trocken. Toi, toi, toi ob das auch so bei Wind und Wetter ist, steht noch aus.

Fazit: Ein Zelt, das man im Kombination mit Aufblasmatte (Vega) und Leichtschlafsack (Yeti) für alle Eventualitäten dabei haben kann. Der Gewichtsaufwand sind kaum 1,6 Kilo. Wer seine Ausrüstung selbst tragen muss, wird sich ebenfalls erfreuen. Der reine Übernachtungskomfort geht in Ordung. Aufhalten sollte man sich in der Natur!

Ups & downs

  • Ultra leichtes Zelt fällt im Motorradgepäck nicht weiter auf
  • Ø 7,5 Gestänge aus DAC Aluminium, sehr kurze Segmente
  • Video Test und Anleitungen Nordisk Lofoten ULW
  • Innenzelt einzeln: 89 €, Footprint: 89€
  • Innenzelt hängt etwas durch
  • Spanner nur mit mechanischem Verstellbereich (Gummiringe)

Zeltmaterialien [+]

Besonderes Augenmerk verdient das Gestänge bei Zelten, wenn sie der härteren Gangart ausgesetzt werden. Das Gestänge muss flexibel aber auch bruchfest und dabei leicht sein. Es sollte dem Wind etwas nachgeben, dem Zelt aber seine nachhaltige Form bewahren und bisweilen eine beachtliche Schneelast aushalten.

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Am besten kann das ein hochwertiges Aluminiumgestänge. Renommierte Hersteller sind DAC Featherlite und Easten Alloy. Deren Gestänge verschiedener Durchmesser sind hohl und weisen verschiedene Steckverbindungen auf. DAC Featherlite hat z. T. hülsenlose Übergänge zwischen den Segmenten, damit es sich leicht durch Gestängekanäle schieben lässt. Easton Alloy zeichnet sich durch hochwertiges Material aus.

Anhand der Werkstoffbezeichnung lässt sich das Herstellungsland und die Härte ablesen: 7075 T6 kommt meist aus Europa, 7001 T6 wird oft in Korea gefertigt. Die Zahl hinter dem T (im Zeltbau meist zwischen T6 und T9), gibt Auskunft über die Härte, Steifigkeit und Elastizität, bzw. die Art der Wärmebehandlung. Je nach Anwendung und Radius, in dem die Stange eingebaut wird kann der T-Wert variieren.

Überzeltmaterialien: Nylon oder Polyester?

Aus welchen Material das Überzelt sein soll ist nicht einfach zu beantworten. Einfache Polyestermaterialien sind meist preisgünstiger als veredeltes Nylon. Frage man den Chemiker, so schneidet im direkten Vergleich und in Reinform Polyester ‚besser‘ ab. Im Zeltbau liegen die textilen Stoffe aber in stark abgewandelter Form vor, weswegen sich die Eigenschaften stark abhängig von der Veredelung sind.

Sprach man Polyester eine Unverrottbarkeit, geringe Dehnung und geringe UV-Empfindlichkeit zu, hatte Nylon beinahe gegenteilige Eigenschaften. Nylon, das für Zelte verwendet wird ist meist die RipStop-Ausführung, die dadurch reißfest und durch aufwändige Slikonisierung UV-unempfindlicher geworden ist.
MR-Empfehlung: günstige und leichte Polyesterzelte sind für den Sommer ganz praktisch, weil sie leicht sind und schnell trocknen. Wenn der Aufenthalte mehr in kühlere Gefilde und Aufenthalte außerhalb von Campingplätzen führt, sollte man über die Anschaffung eines silikonisierten Nylon-Zeltes nachdenken. Das silikonisierte Nylonzelt kann selbstverständlich auch im Sommer benutzt werden, denn die Silikonbeschichtung wirkt der Versprödung von Nylon entgegen. Regentropfen verbleiben ziehen nicht in das Gewebe ein, verbleiben aber manchmal etwas länger auf der glatten Oberfläche, weswegen das Zelt etwas langsamer trocknet.

Materialinfo zusammengefasst:

Nylon (Markenfaser aus Polyamid): höchste Reiß- und Scheuerfestigkeit, Nachteil: Dehnung und UV-Empfindlichkeit, wenn nicht beschichtet. Die RipStop Verarbeitung und Silikonbeschichtung erhöht die Reißfestigkeit und minimiert die Nässedehnung. Eine Silikonbeschichtung (Mehrfachbeschichtung mit Si-Elastomer) minimiert zwar die Wassersäule, erhöht aber die UV-Beständigkeit – den größten Feind des Zeltes.

  • UV-Beständigkkeit
  • Reißfestigkeit
  • Veredelt sehr robust

Polyester: gute allround-Eigenschaften, wenig Wasseraufnahme (trocknet schnell) allerdings wegen statischer Aufladung zum Teil schmutzempfindlich. Günstig und leicht, wenig Nässedehnung, hohe UV- und Verottungsbeständigkeit. Flattergeräusche sind lauter als bei anderen Zeltmaterialien.

  • Preisgünstig
  • Geringe Entflammbarkeit
  • Schnelltrocknend