Wenn's klimatisiert sein soll
Warme Unterwäsche für coole Tage
Wenn sich MotorradfahrerInnen früherer Jahre beim ersten Kälteeinbruch mittels einer unter den Mantel gesteckten Zeitung gegen kalten Wind schützten, haben es die Biker des 21. Jahrhunderts schon etwas bequemer. Im krassen Gegensatz zur handelsüblichen Tageszeitung steht heute ‚gebodymapte‘ Funktionsunterwäsche mit Windstopper und anderen kleinen Helferlein zur Verfügung. Für den Weihnachtsmann ist es jetzt schon zu spät, doch das eine oder andere Accessoire der Firma Craft wirkt an kalten Tagen wahre Wunder.
Die Sportunterwäsche-Produktlinien des schwedischen Textilherstellers sind stark unterteilt nach Einsatzgebieten. Die ‚Betätigung‘ Motorradfahren hätte da einige Besonderheiten aufzuweisen. Denn auf dem Bike bewegt man sich kaum, sitzt eingekauert und ist den kühlenden Winden ziemlich ausgeliefert.
Der Zwirn aus der südschwedischen Textilstadt Boras trägt dem Rechnung. Es gibt Produktlinien mit dünner Windstopperauflage (Pro Zero Xtreme WS), das sonst überwiegend aus dem beinahe kochbeständigen Coolmax gefertigt ist oder die Pro Warm-Reihe, die auch bei unbewegtem Motorradfahren wärmt. Bei einigen Produkten ist ein Woll-Mischgewebe (Skiunterwäsche) neu entdeckt worden, die lange Unterhose der Pro Warm Reihe bedient sich aber eines bis 40°C waschbaren Polyester-Hohlfaser-Gewebes. ‚Gebodymapped‘ heißt im Zusammenhang der hautnah getragenen Unterwäsche, dass die Bekleidungsstücke der natürlichen Haltung angepasst sind, ähnlich etwa Motorradjacken mit vorgeformten Ärmeln, die ohne Falten in der richtigen Fahrposition anliegen. Die getesteten langen Unterhosen entsprechen also einmal der windbeständigen und einmal der wärmenden Pro Warm-Serie und kommen auf die volle Punktezahl. Aufpassen sollte man bei Coolmax und Polyester im Zusammenhang mit Klett-Verschlüssen, wie man sie in Motorradhosen gerne auch mal innen liegend findet. Das feinfaserige Material nimmt bei Kontakt leicht Schaden, ribbelt auf oder bildet Kügelchen (Pillingbildung). Man sollte also aufpassen, dass keine Klett-Krallen hervorstehen.
Aus der Serie Pro Zero Xtreme ist auch ein T-Shirt, das auf der kompletten Vorderseite mit einer windabweisenden Schicht versehen ist. Ideal, wenn man unter der Motorradkluft geschwitzt hat und sich dann den Winden aussetzen muss.
Eine Laufjacke zum Motorradfahren? Das war Experiment Nummer vier. Auch hier wird ein Material verwendet, das von vorne den Wind abweist, am Rücken aber auch Feuchtigkeit abgeben kann, so dass auch bei Anstrengung unter unbeweglicher Motorradbekleidung genug Zirkulation für ein angenehmes Mikroklima vorhanden ist. Die Laufjacke bekam nach 3 Jahren bei uns einen neuen Reißverschluss. Der originale war zu filigran.
Funktionsunterwäsche macht Sinn, auch bei den Motorradfahrern. Die Lobbyisten der textilen Motorradbekleidungsindustrie behaupten das schon seit langem und irgendwie erscheint es einleuchtend, dass das Zwiebelschalenprinzip der Bekleidung auf einander abgestimmt sein sollte.
Bewertung: alle
Craft ‚Zip Mockneck‘
Die warme Unterwäsche von Craft aus der Serie Pro Warm ist in jedem Fall kein schlechter Griff für Tage wie im Winter 2010. Wie auf den Leib geschneidert ist das langärmelige Oberteil namens ‚Zip Mockneck‘, das einen hochgezogenen Kragen mit Reißverschluss hat. Am Rumpf nahtlos verarbeitet, werden je nach der dem ‚Boddymapping‘ angepassten Form unterschiedlich stark isolierende und temperierende Materialien verwendet. Das führt auch beim Motorradfahren zu einem sehr hohen Tragekomfort – auch wenn man den ‚Zip Mockneck‘ direkt auf der Haut trägt.
Neben Elastan (körpernaher Schnitt) werden spezielle Hohlfasern verarbeitet, die genügend Luft für eine Isolierung bei kühlem Wetter binden. Die Geruchsbildung ist gefühlt geringer, als bei anderer Sportunterwäsche, ist aber auch stark davon abhängig, welche Aktivität man mit dem Hemd ausübt. Beim Motorradfahren bleibt alles im grünen Bereich und schlussendlich lässt sich die Craft Pro Warm Unterwäsche bei 40°C waschen und schnell wieder trocknen.
Zum Motorradfahren verdient das ‚Zip Mockneck‘ deswegen eine besondere Empfehlung, weil es sehr funktionell ist, schnell trocknet und eben auch dafür taugt, neben dem reinen biken mal eine kleine körperliche Anstrengung ohne Zusammenbruch des thermischen Körperhaushalts in voller Montur zu überstehen.
Preis: 69,95 €
Craft Pro Zero Extreme Knickers
Noch ein Nachschlag: Nichts ist cooler als den Wärmehaushalt des Körpers im Griff zu haben. Deswegen kamen wir bei MR auch auf die Craft ¾ Hose - auch zum Motorrad fahren. In Kombination mit Motorrad-Stiefeln oder langen Strümpfen trägt die Hose kaum auf, fühlt sich nicht plastikmäßig an (speziell verarbeitetes Polyester) und greift nur regulierend in den Wärmehaushalt bei Biken ein. Man schwitzt nicht so schnell, gegen Kälte hilft die Knicker dennoch.
Das funktioniert über Thermolite-Hohlfasern und Coolmax-Gewebe, das relativ erfolgreich gegen Geruchsbildung ankämpft. Am Po gibt es keine störenden Nähte und die Hose kann auch mal ‚nur so‘ getragen zu werden, ohne als Underwear aufzufallen.
Gewaschen und schnell trocknend kommt die ‚PZE‘-Knickers selbst bei 60°C schadenfrei aus der Maschine. Im Test hat sie zwar beim Klettern eine Laufmasche gezogen, doch die Testperson war (siehe Bild) im Piemontesischen Spätsommer sehr glücklich, dass sie nicht mit Motorradhose auf die Berge steigen musste.
Kurzum: Die 3/4-Hose ist wie gemacht zum Motorradfahren. Einmal probiert, gibt man sie nicht wieder her!
Preis: 39,95 EUR
Material-Info
Pro Warm Unterwäsche besteht aus Polyester-Hohlfasern, die zu einem dreidimensionalen Strick verarbeitet sind, um isolierende Luft zu binden. Eine große Bewegungsfreiheit wird durch Elastan erreicht. Klimazonen sind nahtlos eingearbeitet um nicht zu überhitzen: 100 % Polyester, geeignet für die 40 °C Wäsche, Trockner bis 95°C.
Pro Zero Xtreme Unterwäsche besteht überwiegend aus Coolmax und ist bis 90°C maschinenwaschbar. Seine Eigenschaften wirken temperaturregulierend und gewährleisten einen guten Feuchtigkeitstransport so wie ein angenehmes Mikroklima.
M. G.