Geiger gegen Salewa

Wanderstiefel zum Motorradfahren

Welche Schuhe eignen sich zum Motorradfahren? Ansichtssache. Wer auf Touren- oder Motocross-Stiefel keine Lust hat, greift meist auf Wanderstiefel zurück. Die bieten zwar keinen Schienbeinschutz, dafür sitzen sie fest am Fuß und erlauben auch mal ein paar bequeme Schritte abseits der Straße. Zwei ähnliche Produkte sehr unterschiedlicher Herkunft haben wir uns mal genauer angesehen. Es handelt sich einerseits um maßgefertigte Schuhe aus der Schwäbischen Alb und andererseits um das neuste Modell der Südtiroler Firma Salewa, die bei der Schuhfertigung neuerdings (2009) von der Fernostfertigung abgekommen ist und nun wieder in Italien bei Montebelluna/Italien fertigen lässt.

Motorrad Boots:

Welcher Stiefel länger durchhält, wird sich so schnell nicht sagen lassen, doch schon konzeptionell sind sie zwei ganz verschiedene paar Schuh. Der Eagle GTX (229 EUR) ist ein hoher geklebter Bergstiefel mit Gore Tex Membran, der Geiger Schuh namens Badile kommt stabil und zwiegenäht daher. Zum Motorradfahren und Motorrad ankicken sind beide gut geeignet, bei der Passform werden unterschiedliche Wege gegangen: Geiger baut ein Lederfußbett, in das sich der Fuß nun nach und nach eingräbt und einen optimalen Abdruck hinterlässt. Der Eagle ist ebenso Leder gefüttert, greift aber auf eine polsternde Einlegesohle zurück. Das Außenmaterial ist in beiden Fällen Leder, das von Natur aus. wasserdampfdurchlässig-und -speichernd ist, in gepflegtem Zustand sehr wasserdicht, dehnbar und rückstellfähig, kantenreißfest, isolierend und robust ist. „Gutes Leder wird von Jahr zu Jahr schöner und erhält bei regelmäßiger Pflege eine reizvolle Patina“, sagt der Liebhaber. Sicherlich ist es schwerer als moderne Kunststoffe, dafür aber nicht sehr empfindlich gegen Hitze (Motorgehäuse) oder Ratscher durch Steine. Schlussendlich ist die Klebekonstruktion des Eagle 150 g leichter pro Schuh, er wiegt nur 900g. Punkten kann Edmund Geiger beim Service und beim Preis: Sein Tipp für MotorradfahrerInnen: ein hochgeschnürtes Modell namens Taiga, das auf Wunsch mit einer Schalthebelverstärkung genäht und zu einem Normalpreis von 155 Euro angeboten wird. Beim Taiga lassen sich die Höhe und Wadenweite am besten variieren. Eine (nachträgliche) Besohlung eines Bergstiefels kostet derzeit je nach Sohlenart zwischen18,50 und 20,50 Euro. Bei allen anderen Schuhmachern und Firmen zahlt man dafür mindestens das Doppelte, unter 50 EUR ist man auch bei Salewa nicht dabei. Bei aufwändig geklebten Konstruktionen wird meist ein komplett neuer Unterbau an den Schuh vulkanisiert. Wegen der Folgekosten eine berechtigte Nachfrage, denn Motorradschuhe lassen eine Menge Gummi auf der Straße.

Der Tragekomfort ist bei beiden Schuhen sehr gut, der Eagle ist etwas höher und damit auch fester verarbeitet.

Zwiegenähte Schuhe müssen dagegen länger eingetragen werden. Gore-Tex macht den GTX nur bei schlechtem Wetter komfortabler, sonst schränkt die Membran naturgemäß die Atmungsaktivität des Leders etwas ein, das Fußklima wird dadurch schwitziger. Wenn auch nicht maßgeschneidert, bietet Salewa den Schuh in zwei verschiedenen Leistenformen an (Mittel und Breit), wobei Breit fast extrabreit ausfällt, der ergonomischen Entwicklung hin zu breiteren Füßen sehr nahe kommt.

Salewa Eagle GTX

Der Salewa Eagle besteht aus vollnarbigem, gut 2 mm dickem Leder. Er hat ein Lederfußbett und wird in einer Leichtgewichts- Konstruktion hergestellt.

Der Eagle ist wegen seines Einsatzzwecks der schwerste Schuh im Salewa Programm. Sein Schnürverschlusssystem besteht aus speziell geformten Haken und Ösen und einer eingenähten gut gepolsterten Zunge. Gummiränder sind schützend weit hoch gezogen. Weitere Konstruktionsmerkmale werden im Prospekt so beschreiben: das 3F-System garantiert Blasenfreiheit - der Schuh schmiegt sich richtig um den Fuß, weitere Merkmale: Hochdichte druckgeformte EVA-Zwischensohle, stützendes TPU-Zwischengelenk, mit Stoßdämpfender Ferseneinlage SH85. Bei den Laufsohlen greifen beide Hersteller auf Vibram zurück.

 

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Geiger Badile

Geiger-Schuhe werden seit 1900 in einem traditionellen Familienunternehmen hergestellt.

Sie werden nach überlieferten Handwerkstechniken Handgearbeitet und individuell angepasst. Trotzdem gelingt es, Individualität und Langlebigkeit mit einem erfreulichen Preis zu kombinieren Geiger Schuhe sind nicht teurer als Meindl, Lowa oder andere Hersteller von Wanderschuhen.

Geiger bietet außerdem einen kostengünstigen Rundum- Reparatur-Service an. Neben Wanderstiefeln werden auch traditionelle Trachtenschuhe und Spezialschuhe angeboten.

Einzigartig ist die Möglichkeit der Auswahl von Farbe, Lederart und Sohle. Alle Schuhe sind entweder rahmengenäht (Naht innenliegend) oder zwiegenäht (Naht außen).

Fazit: Beide Schuhe werden mit viel Knowhow aber auf sehr unterschiedliche Weise hergestellt. Zwiegenähte Geiger Schuhe sind vermutlich die robustere Variante, etwas bequemer und funktioneller scheinen die neuen Salewa Stiefel. Bei der Preisleistung sowie bei der individuellen Gestaltbarkeit punktet die schwäbische Handarbeit.


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Nachtrag 2010

Salewa produziert nun statt den Eagle GTX den Eagle Evo und den leichteren Gayal Trek. Beide sind in zwei verschiedenen Fußweiten und mit dem Lederinnenfutter erhältlich. Auch die Geiger Homepage bekam ein Update verpasst.

M.G