Crossover-Vergleich mit Quereinsteiger:

Garmin Zumo 220, Giove MyNav 500 Sport und Falk F 12 rd Edition

In diesem Crossovertest untersucht MR, welche Vorteile die verschiedenen Navi-Gattungen bieten. Von Zeit zu Zeit ist ein Seitenblick sehr erhellend, denn Navigationsgeräte für Autofahrer und Wanderer haben einen großen Markt und sind deswegen offener für Innovationen.

Die Testkandidaten sind sehr unterschiedlich und kommen aus den Bereichen Motorrad, Autonavigation und Outdoor. Das Ergebnis ist vielversprechend, denn wer sein Navi nicht ausschließlich auf dem Motorrad nutzen will, für den gibt es auch aus Kostensicht Alternativen. Der vielzitierten Flaschenhals bei der Nutzung von ‚gattungsfremden‘ Navis sind Punkte wie ein regenresistentes Gehäuse, eine Motorradhalterung oder ein wasserfester Stromanschluss.

MR hat dabei Abhilfe gefunden: zum einen sind Touratech und Wunderlich Marktführer, wenn es um das Angebot von GPS-Motorradhalterungen geht, zum anderen bietet Givi seit kurzem eine relativ dichte, universelle Halterung an. Wer überwiegend bei gutem Wetter fährt, kann es wagen das Autonavi auch ohne Schutz zu verwenden. Einfache Tesafilm-Streifen auf den Kartenslots und Schnittstellen verhindern das Eindringen von schauerlichen Regentropfen. Mit dem Outdoor- und Wandernavi ist man auf der sicheren Seite, weil Outdoor Wasserresistenzen im Bereich IPX 4-7 Standard sind. Das MyNav 500 Sport wurde im Vergleich zu seinem Vorgänger 600 Professional in dieser Beziehung aufgewertet. Aus der sommerlichen Erfahrung des Tests macht auch das Falk F 12 eine Menge mit. Schwachpunkt bleibt (auch beim MyNav 500 Sport) der Bordnetzanschluss per USB samt Zigarettenanzünder-Stecker. Beim Zumo 220 wird ein abgesicherter Bordnetzanschluss (direkt an Batterie) mitgeliefert. Der Zumo wird am Gerät auch nur per Mini-USB angeschlossen, der aber in der mitgelieferten Motorrad-Halterung geschützt gelegen ist.

Funktionalität & Praxis

Garmins Zumo 220 hat fast alles, was sein größerer und teuerer Bruder Zumo 660 auch hat. Nur Halterung und Displaygröße sind anders. Es lassen sich nur 500 (Zumo 660: 1000) Wegepunkte und weniger Routen speichern. Die Akkulaufzeit ist beim kleinen sogar länger. Interessant wird der garmin-interne Vergleich mit dem alten, aber Firmware-technisch ausgereiften Zumo 550. Als Gebrauchtnavi ist der 550er immer für ein Schnäppchen gut. Alle Garmin Geräte bieten hingegen den Vorteil der Verwendung von zahlreichen Topo-Karten (neu 2010: Topo Deutschland) und das ständig wachsende Angebot der freien, von Nutzern erstellten OpenStreetMaps (OSM). Schwach aufgestellt ist Garmin derzeit bei der Verwendung von gescannten/georeferenzierten Rasterkarten. Hier hat MyNav und auch Falk mit der Möglichkeit der Benutzung von Magicmaps (Falk) oder echten Rasterkarten die Nase vorne. Garmin präsentiert diese Möglichkeit nur in einem gewissen Umfang in Form der limitierten Custom Maps oder der kostenpflichtigen BirdsEye-Luftbilder. Der Markt ist in jedem Fall in Bewegung.

Garmin’s Zumo lässt sich hervorragend bedienen und die neue Halterung gibt auch kaum Anlass zur Kritik, außer, das der USB Stecker nicht fest in ihr verankert ist und immer wieder auf- und abgestöpselt werden muss. Die Zoombuttons befinden sich motorradgerecht auf der linken Displayseite, ein feiner Unterschied, den ein reinrassiges Motorradnavi auszeichnet. Ein kleiner Bug, der bereits in Bearbeitung ist, ist die Höhenanzeige des kleinen Zumos: Sind die 1000 Meter überschritten erscheint in der Anzeige nur noch die wenig präzise Angabe ‚1 km‘. In der ‚Wo-bin-ich-Funktion‘ wird die Höhe hingegen korrekt angezeigt. Übrigens beherrschen alle drei Testkandidaten das Zwischenziel-Routing bei laufender Navigation, sodass eine Strecke nach Berechnung unkompliziert am Gerät nach individuellem Gusto verändert werden kann. Spitzenreiter ist das Zumo 220/10 bei der Displayhelligkeit: heller ist kein anderes Gerät!

Der Quereinsteiger Falk F 12 rd Edition kommt mit schickem Outfit mit Klavierlack-Optik daher und hat ein paar Features, von denen Motorradnavis sich eine Scheibe abschneiden können. So zum Beispiel das luxuriöse TMC pro, das zuverlässig Verkehrsbehinderungen anzeigt oder eine Spracheingabe, die mit Bluetooth-Headset unter dem Helm auch bei langsamer Fahrt funktionieren dürfte. Die Falk PC Software ‚Falk Navi Manager‘ bietet zahlreiche Updates für Karten, Software und POI’s aber auch die Möglichkeit, Nutzerdaten zur ‚intelligenten Navigation‘ herunterzuladen, die mit Hilfe der Community individuelle und tageszeitabhängige (lernende) Routen vorschlägt. An diesem Thema arbeitet auch TomTom mit seiner Software ‚IQ Routes‘ im neuen Motorrad-Navi ‚Urban Rider‘.

Erfreulich und beinahe unerwartet ließen sich über den Umweg des Google-kmz-Formates alle Wegepunkte als POI’s importieren. Leider fehlt, wie beim MyNav 500 Sport auch, die Möglichkeit der alphabetischen Sortierung. Gefallen tut auch das im Preis inbegriffene Kartenmaterial von Teleatlas, das beim Endurofahren in den italienischen Alpen (im Profil Fahrrad!) die interessantesten Ergebnisse brachte. Ein weiterer Vorteil in der Praxis war der wirklich schnelle Satellitenempfang auch an abgelegenen Orten (Empfangs-Chip: GloNav max. 42 Kanäle). Gefahren werden sollte das F 12 immer mit Netzanschluss und mit der höchsten Displayhelligkeit, dann kann das 10,9 cm große und breitformatige Display Vorteile verbuchen. Leider wird die Displayhelligkeit durch die Givi Halterung S 950 etwas abgedunkelt, weil eine weitere Folie vor dem Display liegt. Steigen die Temperaturen auf sommerliche Höhen, wird es in der geschlossenen Halterungsbox schnell mal über 40°C warm und dann dunkeln sich TFT Displays naturgemäß ab. So ist einfach bei dieser Art von Navis mit Nutzungseinschränkungen (Regenwetter, zu hohe Temperaturen) zu rechnen.

Das MyNav 500 Sport ist ein neues Gerät von Giove, das auf dem MyNav Professional 600 aufbaut und für multiple Einsatzzwecke konzipiert ist. Das Gehäuse wurde in vielerlei Hinsicht verbessert, bei der Bedienung wird mehr als beim Vorgänger auf den Touchscreen gesetzt. Drei Knöpfe für den direkten Zugriff auf Displayhelligkeit, Kartendirektzugriff und den Netzschalter blieben übrig. Das alte etwas umständlich zu öffnende Batteriefach wurde verbessert und auch die neue Fahrradhalterung ist einfach zu handhaben. Das MN 500 Sport bietet mit den drei veränderbaren Profilen für Outdoor, Straße und Bike alles, was man sich für eine Crossovernutzung wünscht und ist bis zu einer großen Menütiefe individuell programmierbar. Die hat manchmal den Nachteil, dass viele Klicks bis zum Ziel notwendig sind. Favoriten, Tracks, Routen und die MyNav eigenen Geonotizen (Wegpunkte mit Kommentarmöglichkeit), werden getrennt verwaltet. Das Zusammenspiel mit der exakt identisch mit der Geräteoberfläche zu bedienenden PC Software ‚MapManager‘ funktioniert gut, ist aber beim Übertragen von Daten etwas kompliziert. Der GPX-Dateiimport kann ebenfalls genutzt werden wie Rasterkarten, die entweder mit TTQV oder dem Mapmanger georeferenziert wurden. Google Kmz-Formate können direkt eingelesen und auf das Gerät exportiert werden.

Ähnlich wie bei Falk lässt sich beim MN 500 Sport eine Auswahl der in der Karte anzuzeigenden POI’s treffen. Ein Feature, das bei Garmin nur umständlich zu realisieren ist. Weitere Highlights sind die manigfaltigen Routenberechnungsmöglichkeiten bei Mynav, die auch vor Pisten, Wirtschaftswegen, Klettersteigen oder der freien und Hybrid-Navigation nicht zurückschrecken. So ist wirklich jeder auf der Karte abgebildete Pfad routingfähig. In der derzeitigen Software-Version (6.2.2.0.) fehlt derzeit ein Overzoom auf 5 Meter und ein kleineres Symbol für den eigenen Standort. Dieser Umstand bereitet derzeit noch beim Navigationsstart im schwierigen Gelände das kleine Problem, den Einstieg in die Route zu finden. Insgesamt ist das MyNav 500 Sport eine gelungene und ausbaufähige Weiterentwicklung des 600ers. Ein Motorrad-Anbaukit wäre ein triftiges Kaufargument.

Bewertung

Es verwundert nicht, dass Garmins Zumo 220 am meisten zum Motorradfahren spezialisiert ist. Das helle Display, die Bedienbarkeit und die einfache, auf’s Motorradfahren abgestimmte Menüführung machen ihn zum Spitzenreiter in dieser Kategorie.

Sobald es aber per Pedes, auf Schusters Rappen oder anderweitig ins Gelände geht, punktet der neue MyNav 500 Sport: Seine verschiedenen Profile, die guten Topokarten und zahlreiche Einstellmöglichkeiten der Karte, nicht zuletzt ein Logbuch und seine handliche Form prädestinieren ihn dafür. Wer noch ein paar Updates abwartet, wir ein ausgereiftes universelles Navigationssystem erstehen können.

Der Quereinsteiger Falk F 12 rd Edition ist ein Premiumgerät in der Autonavigation und ist für denjenigen geeignet, der ein Navi für Auto und gelegentliches Motorradfahren im Sommer sucht. Leichte Einschränkungen beim Biken sind durch das zwar große aber nicht sehr helle Display hinzunehmen. Das F 12 hat aber den besten Satellitenempfang und als einziges eine Spracheingabefunktion, die man sich auf dem Motorrad so wünscht. Auch das Kartenmaterial, die Konfigurationsmöglichkeiten der Streckenführung, das konfigurierbare Schnellmenü und die Kartendarstellung (Rendering) sind vorbildlich.

Links

Preise

  • F 12 rd Edition: 206-279 EUR
  • Zumo 220/210: 300-400 EUR, je nach Kartenausstattung: Neu ist 2011 die CE-Version (auch Zumo 210 CE) für 299 EUR samt Straßenkartensatz Mitteleuropa
  • MyNav 500 Sport 449-559 EUR, je nach Ausstattung

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