Reisedampfer für's Grobe
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Reisedampfer ohne Kupplungs- und Schalthebel? Wo gibt’s denn sowas? Bei Honda.
Update Modell 2014:
Katapultstart mit 129 PS und ohne Schaltpause auf 100 Sachen: das geht super mit dem Crosstourer. 2014 hilft nun eine dreifach regulierbare Traktionskontrolle die Kraft effektiv auf die Straße zu bringen. Das selbe Motorrad kann auch auf relativ schmaler Straße und ohne Kupplungseinsatz auch von Ungeübten gewendet werden: Abwürgen unmöglich. Sie fährt wie ein Tourendampfer, hat aber hier und dort den Komfort eines urbanen Rollers: Das ist der Crosstourer 2014.
Sie ist schwer, bedient sich in vielen Belangen konventioneller Technik und sie hat das sprichwörtlich hochwertige Finish von Honda-Motorrädern: Der Crosstourer wurde im Triumphirat mit Crossrunner und dem Sparmobil NC 700 x eingeführt. Honda eröffnete mit ihnen neue Motorradgattungen, die kaum in existierende Einteilungen passten. Konventionell ist der Crosstourer beim Rahmen (Aluminium, danke für die Korrektur, s. u.) und bei der Elektrik (kein Can-BUS), kein semi-aktives Fahrwerk. Auch beim Licht und Verbrauch alles im normalen Bereich. Stahltank, Bordcomputer, Kardan. Die Hits sind das Honda Doppelkupplungsgetriebe (DCT), ein gut funktionierendes ABS und die obligatorische Traktionskontrolle. 275 bzw. 285 kg (mit DCT, vollgetankt) bringen wir auf die Waage, gerollt wird auf schlauchlosen Gürtelreifen.
Der Clou ist eigentlich das Fahrerlebnis: kein Schalthebel, keine Kupplung (DCT ist aufpreispflichtig). Gewöhnen muss man sich daran, dann geht es flott zur Sache. Wie von Geisterhand kuppelt die Honda beim Anfahren automatisch ein, dann geht es flott durch die Gänge, je nachdem man den Sport- oder Tourenmodus gewählt hat. Die sind aus Sicht von erfahrenen Reitern gut abgestimmt. Neben dem linken (Kupplungslosen) Griffgummis thronen zwei Knöpfchen mit der Aufschrift + & -. Da die Automatik nicht weiß, wie es vor dem Vorderrad aussieht (Stau, Steigung, Gefälle, anstehendes Überholmanöver) kann man per Tastendruck und unter voller Motorlast in das DCT eingreifen und doch mal einen Gang wechseln. Das geht unglaublich geschwind, vor allem, weil keine Schaltpause eintritt. So lässt sich sehr entspannt (und fast einhändig) mit der Honda cruisen, oder eben auch fix unterwegs sein. Die Soziustauglichkeit ist sehr gut, Original-Koffersysteme (35/39 Liter-Koffer) etwas wackelig aber praxisgerecht und geräumig. Ein guter Wurf von Honda, was die Reisetauglichkeit angeht.
Lustig wird es, wenn man mit einer Traktionskontrolle im Sand anfahren möchte. Dann mutiert so ein Riese zu einem Mofa 25, die Elektronik regelt und regelt und am Ende kommt man nicht mal aus einem kleinen Löchlein heraus. Abschalten hilft mehr. Trotzdem geben ABS und Traktionskontrolle ein gutes Feedback, was die Bodenhaftung angeht ab. Einziger Tadel im Zweipersonen-Urlaubsbetrieb: Die Zugstufe des hinteren Federbeins ist zu schlapp.
Durch dick und dünn ging es auch zu zweit mit vollem Gepäck in den Pyrenäen auf der Sierra Boumort. Die Angst fuhr mit im Gepäck, aber nach Abschalten von Traktionskontrolle ging es recht gut über Stock und Stein. Ein paar Offroad-Gene sind dieser 'Reiseenduro' noch geblieben.
Insgesammt fällt der Crosstourer als absolut wartungsarmes Motorrad auf, das gerade für die Reise zu zweit einen erstaunlichen Komfort an den Tag legt.
Daten
21,5l Tank, 129 PS, 6 Gänge, V-4 Motor, Kardan, Teilintegral-Bremssystem mit ABS, Federweg v/h 165/145, Verbrauch: zwischen 5 und 6 Liter
Kommentare zum Test
Kommentar von Carsten Schorr |
Also Ich fahre die Crosstourer mit DCT seit 2 Jahren und hane immer noch ein Grinsen im Gesicht :-)
Kommentar von Andrew |
Superb engine , and love the DCT.... makes me smile
Kommentar von dirk de neef |
der rahmen is aus aluminium!
Antwort von Markus Golletz
Danke für die Korrektur! Tippfehler, natürlich Stahl vorne...
Markus