Grünes Band 3. Etappe: Vom Harz an die Werra

Werbung für das DDR Museum Thale
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Wir beginnen den Tag mit einer Runde um das weitläufige Grenzlandschaft des Grenzmuseums Sorge, auf dem der ‚Ring der Erinnerungen‘ liegt. Ein Verein kümmert sich um die Erinnerung, an das, was hier lange Jahre Realität war. Es gibt quasi vom Bunker bis zum Grenzturm alles in Originalqualität und auf viele Hundert Meter verteilt zu sehen. Interessant auch, dass die Grenztürme zuerst auch Holz, dann dann im Format 2x2 waren und die letzten B-Türme in Beton eine Grundfläche von 4x4 aufwiesen. Hier findet man den letzten von ehemals 14 Türmen im Harz.

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Bei etwas feuchter Witterung erreichen wir in Benneckenstein das Ostdeutschen Fahrzeug Museum: Hier scheint die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Schnell sind wir mit motor-affinen Dorfältesten ins Gespräch, die hier ihren Frühschoppen verbringen. Außerdem findet alle zwei Wochen samstags Panzerfahren statt – im Osten ein Familienevent. Tommi trinkt eine LPG-Brause ‚Grüne Gurke‘, die direkt aus einer Garage mit Sowjetpanzer im Hintergrund ausgeschenkt wird. Wir schauen ein wenig zu, wie sich mit Familien besetzte, anscheinend voll funktionstüchtigen Russenpanzer (T-55, BMP1-SP2) durch den Matsch wühlen. Ist sowas nur im Osten möglich? Aufgrund des Wetters verlieren wir besser an Höhe, vorerst fahren vorbei an ‚Glen Els‘ der wohl einzigen Harzer Whisky Distillerie (in Zorge) und verlassen die Berge bei Ellrich und Bad Sachsa. Es ist Zeit für die erste Thüringer Rostbratwurst.

 

Thüringer Bratwurstgarage

 

Drei Biker sitzen vor einer Garage, die fragen wir nach der verdammt besten Bratwurst und unisono schicken sie uns nach Holbach, wo aus einer Garage heraus grobe und feine, ‚frisch gestopfte‘ Thüringer Qualitätsprodukte von einer Frau mit Kittel verkauft werden.

 

An der Grenze zu Niedersachsen liegt der ehemaligen Grenzturm von Bartolfelde, dort gibt es Picknickmöglichkeiten, eine Installation für Motorrad-affine und man kann auch ein paar Meter legal den Kolonnenweg fahren. Dann leitet die Grenzlinie weiter in die Region Eichsfeld-Werratal. Wir bemerken, dass die Heinz-Sielmann-Stiftung im Gut Herbigshagen seit 1995 ihren Hauptsitz eingerichtet hat. Heinz Sielmann hat sich mit großartigen Naturfilmen um das Grüne Band (Sielmanns Biotop­verbund Eichsfeld-Werratal, „Tiere im Schatten der Grenze“) verdient gemacht. Seine Stiftung betreibt aktiv Umweltbildung und führt seine Arbeit als Naturschützer fort. In der nahen Franz-von-Assisi-Kapelle liegt das Ehepaar Sielmann heute begraben.

 

Dreiländereck der Besatzungszonen: Von Alliierten zu Feinden an der Ex-DDR Grenze

 

Nur einen Schlenker weiter und wir sind in der Fachwerkstadt Duderstadt, früher auch als Grenzort bekannt, heute mehr wegen seiner attraktiven Altstadt. Für uns beginnt wieder ein attraktives Grenz-schlängeln zwischen Hessen, Thüringen und Niedersachsen.

 

 

Im Stockmacherdorf Lindewerra überqueren wir die Werra und kommen so ins Eichsfeld. Hier werden tatsächlich Stöcke aller Art in Handarbeit hergestellt, während der Fluss ruhig um das Dorf mäandriert.

 

Nur etwas nördlich von Bornhagen liegt das Dreiländereck bei Eichenberg war auch der einige Berührungspunkt dreier Besatzungszonen von Sowjetunion, GB und USA.) In Thüringen angekommen beginnen die des 763 km Grünen Bandes, die komplett zum Nationalmonument erklärt wurden. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wollen folgen, in Sachsen steht das Grüne Band zur Gänze unter Naturschutz. Folgen hat das auch für die Nutzung: Fahrzeuge sind dann natürlich komplett Tabu, was uns nicht stört, denn wir schätzen die Natur, kreuzen das Grüne Band, wo es nur möglich ist und sind uns nicht zu schade, ein paar Schritte zu Fuß zu tun.

 

 

Ein kleiner grenznaher thüringischer Ort namens Bornhagen steht aus zweierlei Gründen auf unseren Zettel, zum einen wohnt dort ein wegen seiner menschenverachtenden Weltanschauung und Skandale bekannt gewordener Bewohner der politischen Szene, zum anderen haben Anhänger einer anderen Weltanschauung im das von ihm so titulierte ‚Mahnmal der Schande‘ aus Berlin noch einmal direkt vor die Haustür gebaut.

Bornhagen: Ort der Schande?

Der Mann ist nicht anwesend, stattdessen treffen wir seinen Nachbarn, ein wachechten Simson-Fan, der uns stolz seine Werkstatt-Sammlung vorstellt und Reparatur-Tipps für eigene Projekt gibt. Nebenan im Klausenhof findet eine sehr traditionelle Schmiedehochzeit statt. Das Gespräch über seinen problematisch-prominenten Nachbarn biegen wir nach Sondierungen besser ab. Die Installation des ‚Mahnmal der Schande‘ ist Corona-bedingt auch nicht zugänglich und so wechseln wir von der markanten Burg Hanstein hinüber zur im Westen gelegenen Burg Ludwigstein im klimatisch begünstigten Werratal. Die Gegend ist für seine üppige und frühe Obstbaumblüte bekannt. Leider hat auch hier die Burg ihre Pforten für Camper nicht geöffnet und so übernachten wir auf einem Wanderparkplatz unterhalb, was uns am nächsten Morgen jede Menge interessante Gespräche beschert.

 

→ zur 4. Etappe (ab 22.10.)

Blau: DDR Grenze, Grün: Grünes Band, Rot: Hauptroute, Dunkelrot: Wendland/Elbe-Tour

 

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