Mit 70 hat man (immer noch!) Träume

»Du bist Jupiter«, sagte auf seiner ersten Weltreise ein indischer Wahrsager zu Ted Simon. So entstand der Titel des späteren Bestsellers. 24 Jahre später macht Ted Simon sich im reifen Alter von 70 Jahren ein zweites Mal auf, um eine andere Sichtweise auf Erlebtes und auf eine 30 Jahre ältere Welt zu bekommen.
 Eines ist sicher, ein großer Fotograf ist Ted Simon nicht, aber sein Buch beeindruckt durch Text und Wortwitz.

Ted Simon ist wirklich durch und durch Journalist und tut, was die Königsdisziplin eines Journalisten ist: Eine Reportage schreiben. Auch wenn sein Bestseller als ›Jupiters Fahrt‹ immer noch erfolgreich in den Regalen steht, macht sich Ted Simon senior, alias Jupiter, im Jahre 2001 ein zweites Mal auf zu dieser Remake-Reise. Anders als die ›gehypten‹ Bücher von McGregor/Bormann (die sich bei Long way down von ›Jupiters Fahrt‹ haben beeinflussen lassen), kommt der alte Jupiter ohne übertriebenen Medienrummel oder gar Netz und doppelten Boden aus.

Seine Erfahrungen sind manchmal auch erstaunlich: Jupiter beobachtet, wie sich in der Zwischenzeit einige Orte der Welt stark verändert haben, andere wiederum kaum. An manchen Stellen schreibt Ted Simon, er habe sie nur noch erkannt, weil er in den Erinnerungen seines 30 Jahre alten Buchs geblättert habe. Das macht das Buch sympathisch, seine Reise authentisch. So entstand ein Weltreisebuch eines erfahrenen Motorradfahrers und Journalisten, das ihn durch 5 Erdteile führte, dabei benutzte er dieselbe Route, wie 25 Jahre zuvor.

»Mich erfasst Ehrfurcht, wenn ich bedenke, wie viel von ihr ich nie sehen werde«

Von England aus durchquert er Europa Richtung Sizilien, reist von Tunis über Ostafrika bis ans Kap der guten Hoffnung, setzt nach Brasilien über und fährt von Süd nach Nord die entlang der Panamericana. Von Neuseeland und Australien aus lässt Jupiter sich zweieinhalb Jahren Zeit, über den asiatischen Kontinent zurück nach Europa zu reisen. Nach 6 Jahren, 54 000 Meilen oder 95 000 km hat er 48 Ländergrenzen hinter sich gelassen. Damals, 1977 startete er im Alter von 46 auf einer alten Triumph Tiger 500, 2001 war Ted Simon 70 Jahre alt und ging mit einer BMW R 80 GS auf Weltreise.

Zitat aus dem Buch:
„Trotz der Kriege und des Tourismus und der Satellitenbilder ist die Welt noch genauso groß, wie sie immer war. Mich erfasst Ehrfurcht, wenn ich bedenke, wie viel von ihr ich nie sehen werde. In diesen Tagen ist es keine Affäre, um die Welt zu reisen, denn wenn man eine Menge Geld bezahlt, kann man in weniger als achtundvierzig Stunden ohne Aufenthalt um sie herumfliegen, aber um sie kennenzulernen, sie zu riechen und zwischen den Zehen zu spüren, muss man kriechen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Weder fliegen noch auf dem Wasser treiben. Man muss auf dem Erdboden bleiben und die Insekten schlucken, während man sich fortbewegt. Dann ist die Welt von immenser Größe.“

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