Nikon Z 6 II: Einfach geniales Update!
Das Update der Z6 fällt auf den ersten Blick unauffällig aus. Die Erfolgs Kamera wird dadurch aber erheblich aufgewertet. In erster Linie hat die Z6 einen zweiten gleich starken Expeed 6 Prozessor spendiert bekommen. Das Gehäuse blieb gleich, auch die Fotoqualität. Einiges geht nun noch schneller. Als zweite Zugabe gibt es zusätzlich zum XQD-Slot ein Schubfach für eine UHS II SD- Karte. Auch die Möglichkeit HDR Fotos ohne Stativ zu schießen, kam wegen der gesteigerten Performance quasi dazu.
Videofilmer bekommen mehr fps (14 statt 12 bzw. 30 und 30 bei 4k) und der Augen-AF ist nun auch beim Video vorhanden und funktioniert gut.
Der Kamerapuffer wuchs von 35 auf stattliche 124 Bilder. Einen höheren Energieverbrauch stellten wir im Test nicht statt, das ist erfreulich. Trotzdem lautet die Empfehlung, einen zweiten Akku griffbereit zu haben. Mit einem 60W Handy Ladegerät ließ sich die Kamera auch ohne Akku Lader problemlos und schnell aufladen.
Firmwareversion 1.3
Das FW Update ist etwas lästig. Nikon erlaubt nicht, die XQD Karte zu beschreiben. Viele zwang das zum Kauf eines Lesegerätes oder zum Gang zum freundlichen Händler. Manche bekommen das Update über die Snapbridge-Software vom Handy hin (Ab Z6 II). Wir haben einen Trick herausgefunden, mit dem es mit Hausmitteln funktioniert: Einfach das Standard-Speicherfach bei der Z 6 II auf den SD-Kartenslot ändern. Firmware nun von der SD-Karte installieren und anschließend wieder auf die schnellere XQD-Karte umstellen. Fertig.
Die verbesserte Z6
Nikon Z6 |
Nikon Z6 II |
|
Bildsensor |
24,5 Megapixel Vollformat |
24,5 Megapixel Vollformat |
Prozessor |
1 Expeed 6 Prozessor |
2 Expeed 6 Prozessoren |
Kontinuierliche Aufnahme |
12 fps |
14 fps |
Kamerapuffer |
35 |
124 |
HDR |
nein |
Ja |
Eye AF |
Foto |
Foto + Video |
Speicherkapazität |
1 XQD |
1 XQD + 1 SD (UHS II) |
Das Handling:
Leichter als eine Canon EOS 90 D ist so eine DSLM mit Objektiv tatsächlich nicht, aber angenehm klein und kompakt. Im Motorrad-Tankrucksack spart die hochwertige Ausrüstung daher zumindest Platz. Am Gehäuse hat Nikon alles was professionell und wichtig ist gut unter bekommen, alles wirkt auch sehr wertig, metallisch anstatt nur aus Plastik. Zu den (wichtigen) Spezialitäten Nikon gehört das schnelle Einschalten. Anmachen und Abdrücken ist fast nur eine Bewegung, da der Einschaltknopf als Ring direkt am Auslöser sitzt. Der zweite Pluspunkt der Z6 II im Vergleich zur 7er Serie ist auch die höhere Lichtempfindlichkeit: Es können available Light Bilder bei fast völliger Dunkelheit (51 000 ISO) gemacht werden, die mehrachsige Bildstabilisierung tut ihr übriges dazu. Bei der Bewerteten Matrix Lichtmessung hat auch nur Nikon den praxisnahen Theater Modus: Unschlagbar in der Nacht.
Makellose Bilder
Im Gegensatz zu den älteren DSLR Vollformat-Kameras sind die DSLM Bilder (dank interner Software?) noch cleaner geworden, ohne Rauschen, ohne viel Textur, noch digitaler. Nicht so schlimm wie die Beauty-glatt gerechneten Handy Bilder die bei schlechtem Licht aufgenommen werden.
Hier fragt man sich, wieviel künstliche Intelligenz (ki) auch bei Nikon intern mitrechnet. Schön, das sich Nikon hier der klassischen Fotografie verpflichtet sieht. Ki arbeitet auf jeden Fall beim ausgereiften Augen-Autofokus mit. Neben den für Menschen gibt es nun auch den für Tiere und alle denkbaren anderen Konstellationen. Für den AF sind wir vor allem bei der Portrait, indoor und auch der Schnappschuss-Fotografie sehr dankbar, im Vergleich zu den Phasen-gesteuerten AF’s der älteren Kameras gibt es nun viel mehr Volltreffer.
Lichtmenge und die Lichtstärke des Objektivs spielen bei der Qualität und der Anzahl der erkennenden Kontrast-AF-Felder eine Rolle. Tieraugen werden naturgemäß etwas schlechter erkannt als die von Menschen. Nikon hat mit der Z6 II den Autofokus Messbereich (auch dank der größeren Prozessor Power) erweitert. Er reicht nun bis -4,5 EV Blendenwerten (zum Vergleich: Das Canon Flaggschiff EOS R5 / R 6 schafft -6,5 und ist damit derzeit Weltmeister).
Die Z6 II trägt auch dazu bei, letzte Vorbehalte gegenüber den elektronischen Suchern beiseite zu schieben. Man merkt es im Alltag quasi nicht mehr ab der brillanten Auflösung von 3,69 Mio. Bildpunkten. Darunter, so wie bei der Olympus E-M1 MK III mit 2,36 Mio. Punkte haperte es noch.
Einzig bei sich schnell bewegenden Objekten, mit gezogenen Bildern und sehr schlechtem Licht kann ein OLED Videosucher noch zu wünschen übrig lassen, sonst gibt es daran nichts auszusetzen. Er taugt sogar zur Kaleidoskop-artigen Bildbetrachtung, wenn es draußen sehr hell ist.
OLED Video-Sucher: Endlich salonfähig
So überzeugt auch die Bildqualität schlussendlich: es sind eigentlich keine Chromatischen Aberrationen wie bei Crop-Kameras festzustellen (farbliche Abschweifungen an den Rändern, Farbsäume), auch andere Artefakte treten kaum oder nur in extremen Fotosituationen auf, so dass sie fast irrelevant werden. Die Bilder wirken Farbecht und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie von denen der Benchmarks der Szene, denen der Sony Alpha 7 Kameras (III und IV) unterscheiden könnte. Sony hat immer noch einen Entwicklungsvorsprung bei den DSLR’s, weil sie früher damit angefangen haben (2013).
Werfen wir ein Blick auf das Zubehör und die Objektiv Range: Akkus ab rund 60€, Multifunktionsgriffe, 64GB XQD Speicherkarten ab 155 Euro, das alles ist samt Filter in großer Anzahl verfügbar. Nikkor Objektive für Spiegellose Z Vollformat-Kameras zählen wir Anfang 2022 genau 23 FX-Objektive und 3 weitere im DX-Crop Format nutzbare Linsen. Der FTZ-Adapter erweitert das Angebot auf fast alle Nikkor F-Objektive. Mit ihm lassen sich diese Objektive fast ohne (Bedienungs) Einschränkungen benutzen. Lediglich die Vorteile des verkürzten Auflagemaßes (16 statt 46,5 mm) sind dann futsch, die Brennweite und Abbildungsleistung ändert sich dabei nicht. Der FTZ-Adapter überbrückt quasi die Diskrepanz im Auflagemaß. Bei Objektiven ohne VR Bildstabilisator gibt es sogar noch einen Vorteil! Die volle AF-Kompatibilität ist also gegeben, der Adapter ist gut und Staubdicht verarbeitet, das alles rechtfertigt am Ende seinen gehobenen Preis.
Zubehör: die Lücke zu den F-NIKKORs ist geschlossen
Der SB-500 Blitz ist ein echter Tipp. Lange habe ich mich geärgert, dass nach der D750 die Vollformatkameras auf den eingebauten Blitz verzichten, auch wenn er nur zum spontanen und Gegenlicht-Aufhellen zu gebrauchen ist. Ein Aufsteckblitz macht eine Kamera immer zu einem fragilen Gebilde und verhindert Spontanität. Daher ist die kleine Bauweise bei vergleichsweiser guter Leistung ein Segen.
Die getesteten Objektive spielen im oberen Mittelfeld: durchgängige Lichtstärken von ƒ1:4 haben noch eine sehr gute Preis Leistungsbilanz und eine sehr gute Abbildungsleistung. Das Nikkor Z 24-70 ƒ/4 S war dabei unser Standard-Objektiv.
Interessanterweise gab es kaum Probleme mit verschmutzten Bildsensoren. Die Angst, bei einer DSLR sei der Bildsensor ungeschützt und besonders anfällig können wir nicht bestätigen. Die Eingebaute Reinigung oder zur Not auch das Abschrauben und Pusten mit einem Pinselwerkzeug führte immer wieder zur einwandfreien Funktion.
Bewertung
- fast gar keine Bild-Nachbearbeitung nötig
- ... dank ausgewogener Belichtung
- gutes Handling, guter OLED-Sucher
- top-Ergonomie
- hochwertig verarbeitet
- akzeptable Zubehör- und Objektivauswahl, auch dank FTZ-Adapter
- mit Schulterdisplay
- hoher Preis: doppelt soviel wie eine hochwertige APS-C Kamera
- kaum Gewichtsvorteil
- Akku könnte länger halten, umständliches Firmwareupdate
- Display nicht schwenkbar
Vorläufiges Fazit:
Das Z6 Update ist gelungen und damit bleiben die Z-Vollformatkameras im Bereich 24 Mp auf dem Treppchen der 3 derzeit besten. Das Kopf an Kopf-Rennen mit den EOS R Kamera bleibt dabei bestehen, hier ist ein regelrechtes optimieren, ein Wettrüsten zu beobachten, was die Kameras hoffentlich noch besser und schlussendlich auch erschwinglicher machen könnte. Besonders die Ergonomie, die Grundvoraussetzung damit gute Fotos entstehen können, hat Nikon gut im Griff. Ich würde sagen gefolgt von EOS R und Sony Alpha Kameras im Vollformat Bereich.